Krankenkassen und Ärzte wollen keine Regulierung für Netzwerke

Der Krankenkassen-Verband Curafutura fürchtet Mehrkosten und Bürokratisierung.

, 1. Februar 2024 um 04:00
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Ein Haus, in dem man gern reguliert  |  Bild: Claudio Schwarz on Unsplash
Eigentlich hat der Nationalrat bereits beschlossen, dass es im zweiten Massnahmenpaket zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen keine Netzwerke zur koordinierten Versorgung als neue Leistungserbringer braucht.
Nun hat aber die Gesundheitskommission des Ständerates beschlossen, solche Netzwerke trotzdem wieder in das zweite Massnahmenpaket zur Kostendämpfung aufzunehmen. Der Krankenkassen-Verband Curafutura zeigt sich befremdet.
So etwas sei unnötig. «Wir sind überzeugt, dass es nicht nötig ist, einen Bereich zu regulieren, der bereits sehr gut funktioniert, da sich die Netzwerke im Zusammenhang mit alternativen Versicherungsmodellen seit Jahren gut und kontinuierlich entwickeln», begründet Pius Zängerle, Direktor von Curafutura.

Funktioniert freiwillig

Denn immer mehr Versicherte würden auf freiwilliger Basis solche Netzwerke zur koordinierten Versorgung als Versicherungsform wählen. Es sei daher völlig unnötig, diesen Bereich mit einer «überflüssigen und sogar schädlichen Regulierung zu belasten, da diese die Administration der Netzwerke erschweren würde», schreibt der Verband.
Netzwerke würden zudem bereits durch die einheitliche Finanzierung Efas gefördert. Efas werde nämlich die durch die Netzwerke erzielten Einsparungen erhöhen und es folglich ermöglichen, die in diesen Modellen angebotenen Rabatte im Vergleich zur Standardprämie zu erhöhen. Dadurch würden die Netzwerke für die Versicherten noch attraktiver.

Santésuisse will Effizienz

Der andere Krankenkassen-Verband, Santésuisse, vertritt eine ähnliche Haltung: «Netzwerke können durchaus mithelfen, die Versorgung effizienter zu machen», sagt Sprecher Matthias Müller gegenüber Medinside.
Wichtig sei aber, dass diese Netzwerke durch freiwillige Vertragslösungen mit den Versicherern ausgestaltet würden. «So besteht eine echte Chance, Doppel- und Mehrfachbehandlungen einzugrenzen.»
Auch FMH-Präsidentin Yvonne Gilli warnte vor dem Rückschritt, den die Ständerats-Kommission nun offenbar anpeilt: «Eine breite Allianz praktisch aller Leistungserbringer hat sich explizit in den Hearings und an den folgenden Roundtable Gesprächen des BAG gegen diesen neuen Leistungserbringer zur koordinierten Versorgung ausgesprochen - er wird mit weiterer Bürokratie die koordinierte Versorgung behindern, den Fachkräftemangel verstärken und die Administrationslast erhöhen», schrieb Gilli auf Linkedin: «Das können wir uns schlicht nicht leisten!»

Silberschmidt auch gegen Regulierung

In einem Gastbeitrag auf Medinside hat sich FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt ebenfalls gegen staatlich beaufsichtigte und gesteuerte Netzwerke ausgesprochen. Als Alternative will er die freiwillige Zusammenarbeit stärken.

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