Jetzt melden sich die Handchirurgen mit ihren Sorgen zu Wort

Bürokratie oder Mangel an qualifiziertem Personal: Eine Umfrage der Schweizerischen Gesellschaft für Handchirurgie untermalt die in der Branche herrschenden Alarmsignale.

, 6. April 2023 um 14:47
image
Die Probleme in der Gesundheitsbranche spitzen sich von Woche zu Woche zu. Erst kürzlich kündigten die Zürcher Assistenzärzte den Gesamtarbeitsvertrag mit kantonalen Kliniken.
Nun untermauert ein Umfrage innerhalb der Schweizerischen Gesellschaft für Handchirurgie, die rund 200 Mitglieder zählt, die in der Branche herrschenden Alarmsignale.
Die Eckpunkte: Die überbordende Bürokratie nimmt über 30 Prozent der Arbeitszeit der Ärzte in Anspruch. Die Zufriedenheit am Beruf sinkt dramatisch. Qualifiziertes Personal ist kaum noch auffindbar.

Eingriffe lohnen sich nicht mehr

Seit Jahren erleiden die Handchirurgen bei Tarifanpassungen überdurchschnittlich hohe Senkungen, weil die kleine Fachgesellschaft gemäss einem Communiqué zu wenig Einfluss bei den Verhandlungen hat. Bei gewissen Eingriffen lohne sich der Griff zum Skalpell nicht mehr, weil die Vergütung nicht einmal die Grundkosten decke, ist weiter zu lesen.
Mehr noch: Zwei Drittel der SGH-Mitglieder arbeiten in einer eigenen Praxis. Für sie kommt erschwerend dazu, dass Krankenkassenverbände und die Politik es als selbstverständlich ansehen, dass die Medi­zin keinen Anspruch auf einen Teuerungsausgleich hat, weil die Kosten nicht weiter steigen dürfen.

Behörden belasten die Arbeit

Für SGH-Präsident, Maurizio Calcagni, ist das Ergebnis ein Alarmzeichen: «Unsere Umfrage bestätigt, was wir schon lange denken.» Seit Jahren würden Krankenkassenverbände und Behörden ihre Arbeit belasten.
«Mit immer mehr Auflagen sorgen sie dafür, dass wir Ärztinnen und Ärzte immer weniger Zeit haben, das zu tun, wozu wir ausgebildet worden sind: uns um das Wohl unserer Patientinnen und Patienten zu kümmern. Gleichzeitig wird das Fundament unseres Berufsstandes zerstört.»

Die SGH hat das Befinden unter ihren Mitgliedern abgeklärt. Das sind die Ergebnisse:

  • 80 Prozent erachten es als schwierig bis sehr schwierig, für ihre Praxis oder Spitalabteilung qualifizierte Ärztinnen und Ärzte zu finden.
  • Bei rund drei Vierteln der SGH-Mitglieder beträgt der administrative Aufwand 30% oder mehr der Gesamtarbeitszeit.
  • Hauptgründe dafür sind Anfragen von Versicherungen und die interne Dokumentation
  • Bei der Hälfte aller Mitglieder ist die Zufriedenheit im Beruf geringer als noch vor fünf Jahren.  Nur bei knapp 5% ist sie grösser.
An der anonymen Online-Umfrage nahmen rund 20 Prozent aller Mitglieder teil.

  • ärzte
  • handchirurgie
  • fachkräftemangel
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Berner Zeitungen verletzten Privatsphäre einer Ärztin

Ein Artikel in den Berner Medien enthielt zu viele Details über eine verurteilte Ärztin. Der Pressrat gab deshalb den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern (UPD) recht.

image

EPD: Verschnaufpause für Ärztinnen und Ärzte

Die Anschlusspflicht für Ärztinnen und Ärzte ans EPD soll erst mit der grossen Revision eingeführt werden.

image

USA: Milliardärin befreit Medizinstudenten von Studiengebühren

Am Albert Einstein College of Medicine in New York lernen die Medizinstudenten ab sofort gratis. Dank einer Milliardenspende.

image

Der IV fehlen die Ärzte – weil niemand dort arbeiten will

Schlechtes Image, andere Kultur: Deshalb hat die IV so grosse Mühe, genug Ärzte und Ärztinnen für die IV-Abklärungen zu finden.

image

Weltweit eines der ersten High-End-Dual-Source-CT-Systeme im Ensemble Hospitalier de la Côte in Morges

Welche Vorteile daraus für die regionale Bevölkerung entstehen, lesen Sie im nachfolgenden Interview mit Dr. Mikael de Rham, CEO vom Ensemble Hospitalier de la Côte (EHC).

image

Schönheitsoperationen: Lieber ins Nachbarland

Weltweit boomt die Schönheitschirurgie. Aber Zahlen zeigen: Schweizerinnen lassen sich lieber im Ausland operieren.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.