Hämatologie: Diese Behandlungen sind überflüssig

Kein Bluttransfusionen bei Patienten mit Blutarmut ohne Symptome und kein Kontroll-CT bei Patienten mit CLL – das sind zwei der fünf Empfehlungen der Gesellschaft für Hämatologie.

, 30. November 2023 um 09:41
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Auch in der Hämatologie kommt es häufig zu Überbehandlungen. Diese will die Gesellschaft für Hämatologie reduzieren. | Screenshot
In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Hämatologie hat die gemeinnnüzige Organisation Smarter Medicine ihre Top-5-Liste der überflüssigsten Behandlungen in der Hämatologie publiziert:
1. Keine unnötigen Bluttransfusionen bei Patienten mit Blutarmut ohne Symptome. Diese würden unnötige Kosten verursachen und Patienten möglichen Nebenwirkungen aussetzen, ohne dass ein Nutzen wahrscheinlich ist.
2. Keine Laborabklärung eines Thromboserisikos bei Erwachsenen, die eine venöse Thrombose oder Lungenembolie nach einer Operation, einem Unfall oder einer längeren Immobilität entwickelt haben. Thrombophilietests seien kostspielig und könnten Patienten schaden, wenn wegen einer falschen Interpretation der Tests die Blutverdünnung unnötig verlängert werde.
3. Keine Blutverdünnung länger als drei Monate bei einer ersten venösen Thromboembolie, die sich nach einer Operation, einem Unfall oder nach längerem Liegen entwickelt hat. Blutverdünnung kann schädlich sein und ist kostspielig. Patienten mit einer ersten venösen Thromboembolie haben ein geringes Risiko, einen Rückfall der Thrombose (Rezidiv) zu entwickeln, sobald der Risikofaktor nicht mehr vorliegt und eine angemessene Blutverdünnung abgeschlossen wurde.
4. a) Keine bildgebenden Untersuchungen bei Diagnose oder im Verlauf bei beschwerdefreien Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) im Frühstadium sowie b) Begrenzung der Kontroll-CT bei beschwerdefreienPatienten nach der Behandlung eines aggressiven Lymphdrüsenkrebses. a) Bei Patienten mit beschwerdefreier CLL im Frühstadium verbessern CT-Scans die Überlebenschance nicht. b) Die CT-Überwachung bei Patienten ohne Symptome und Krankheitszeichen nach Behandlung eines aggressiven Non-Hodgkin-Lymphoms kann durch eine zwar geringe, aber wiederholte Strahlenbelastung zu einem bösartigen Tumor führen.
5. Keine routinemässige Behandlung einer Immunthrombopenie (ITP), wenn keine Blutungen und eine Thrombozytenzahl von über 20 000–30 000 pro Mikroliter Blut vorliegen.
Die erste Smarter-Medicine-Liste hatte noch viel Aufheben verursacht, wie Medinside hier berichtete. Mittlerweile gibt es über 20 Listen aus allen medizinischen Fachdisziplinen. Jede gibt fünf Behandlungen an, die in der Regel keinen Nutzen bringen.

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