Geburtshilfe: Diese fünf Behandlungen sind unnötig

Smarter Medicine präsentiert eine neue «Top-5-Liste» mit Behandlungen, die der Schweizerische Hebammenverband als unnütz einstuft. Dazu gehören etwa routinemässige Kaiserschnitte.

, 6. April 2023 um 05:00
image
Zu den unnötigen Behandlungen zählt auch das Durchschneiden der Nabelschnur vor der ersten Minute nach der Geburt. | Symbolbild Pexels
Es gibt Behandlungen und Untersuchungen, die Patientinnen und Patienten keinen Mehrwert bieten. Gegen die Über- und Fehlversorgung setzt sich der Verein Smarter Medicine ein. Gemeinsam mit seinem Netzwerk, bestehend aus Spitälern und Berufsverbänden, werden regelmässig «Top-5-Listen» mit unnötigen Behandlungen aus diversen medizinischen Fachbereichen veröffentlicht.
Dieses Mal stammen die Empfehlungen aus dem Gefilde der Geburtshilfe, konkret vom Schweizerischen Hebammenverband (SHV).
Dieser warnt: «Bei einer Geburt können Interventionen zu jedem Zeitpunkt nötig sein, aber auch potenziell Schaden anrichten.» Mit der Liste will der SHV dazu aufrufen, diverse Eingriffe sorgfältig abzuwägen und nur dann einzusetzen, wenn sie einen gesundheitlichen Vorteil haben.

Diese Behandlungen sind unnütz

Zu den unnötigen Behandlungen zählt zum Beispiel das Durchschneiden der Nabelschnur vor der ersten Minute nach der Geburt.
«Das Abwarten führt in der Regel dazu, dass neugeborene Kinder gesünder sind und sich besser entwickeln. Das gilt für pünktlich aber auch für frühgeborene Säuglinge», erklärt der SHV in einem gemeinsamen Communiqué.
Auch von einem routinemässigen Dammschnitt bei einer vaginalen Geburt rät der Berufsverband ab: Dieser sei eine zusätzliche Verletzung und habe grundsätzlich weder für die Mutter noch für das Kind Vorteile.
Ebenso wenig sinnvoll ist es, einen routinemässigen Kaiserschnitts zu empfehlen oder planen. «Frauen, die nach einem Kaiserschnitt normal gebären, haben weniger Blutungen und Komplikationen als Frauen mit mehreren Kaiserschnitten», so der SHV.

Top-5-Liste: Die fünf Empfehlungen des Schweizerischen Hebammenverbands auf einen Blick

  1. Kein Durchschneiden der Nabelschnur vor der ersten Minute nach Geburt, ausser wenn das Kind medizinische Hilfe braucht.
  2. Keine künstliche Geburtseinleitung oder Kaiserschnitt planen vor der 39 0/7 Schwangerschaftswoche, ausser es gibt einen klaren medizinischen Grund dafür.
  3. Keine routinemässigen Kaiserschnitte empfehlen oder planen, auch nicht bei Frauen mit früherem Kaiserschnitt.
  4. Keine Wehenunterstützung mit Medikamenten bei einer Geburt, ausser es gibt für die Mutter oder das Kind einen medizinischen Grund.
  5. Keine routinemässigen Dammschnitte bei vaginalen Geburten.
Diese Empfehlungen sind als Leitlinien zu verstehen, die eine gemeinsame Entscheidungsfindung der Gesundheitsfachperson mit den Eltern über das Vorgehen bewirken soll.

  • spital
  • smarter medicine
  • Hebammenverband SHV
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Todesfall vor geschlossener Notaufnahme: Ermittlungen eingestellt

Im Jahr 2020 verstarb eine Person vor der Notaufnahme des Freiburger Spitals in Tafers, die zu war. Doch selbst bei geöffneter Station hätte das medizinische Team die Patientin nicht retten können.

image

Das ist der neue Chefarzt der Berner Herzchirurgie

Alexander Kadner, langjähriger Kaderarzt der Insel Gruppe, wird neuer Chefarzt an der Berner Universitätsklinik für Herzchirurgie.

image

Solothurner Spitäler müssen neuen CEO suchen

Die Solothurner Spitäler stehen vor der Aufgabe, einen neuen CEO zu finden. Martin Häusermann beabsichtigt, im nächsten Jahr von seinem Amt zurückzutreten.

image

Swiss Medical Network: Eigentümer im Visier der Börsenaufsicht

Die Schweizer Börse hat eine Untersuchung gegen die Beteiligungsgesellschaft Aevis Victoria eröffnet, zu der auch die Privatklinik-Gruppe Swiss Medical Network gehört. Es geht um börsenkursrelevante Tatsachen.

image

«Gewalt findet oft unter dem Radar statt»

Eine Umfrage von Medinside zeigt: verbale und körperliche Gewalt in Schweizer Spitälern nimmt weiter zu, Zahlen werden jedoch kaum erfasst.

image

Saanen plant Luxusklinik mit Hausärzten

Neben dem Nobelkurort Gstaad könnte eine Privatklinik mit Spitzenmedizin für Gutbetuchte entstehen. Samt einer Hausarztpraxis für Einheimische.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.