An diesem Mittwoch um 7 Uhr ging es los: Die Junior Doctors des englischen NHS-Systems treten in den Ausstand. Mindestens eine Woche lang werden sie bloss noch für die Notversorgung da sein – alle elektiven Eingriffe verweigern sie. Es handelt sich um den längsten Ärztestreik in der britischen Geschichte.
Dass die
Junior Doctors – was in etwa den Assistenz- und Oberärzten entspricht – streiken, ist zwar nicht ganz neu. Im vergangenen Jahr waren sie an insgesamt 28 Tagen in Ausstand. Doch gerade durch die Länge des nun ausgerufenen Aktion bauen sie einen massiven Druck auf die Regierung in London auf.
Denn ein Hauptproblem des NHS besteht im Stau an elektiven Eingriffen. Ende Oktober warteten in England rund 7,7 Millionen Patienten auf eine Behandlung; die Wartezeit kann – je nach Fall – bis zu 65 Wochen betragen.
Der Berg hatte sich schon durch die Covid-Lockdowns angehäuft und konnte seither kaum abgetragen werden. Vertreter der Politik, des NHS wie auch der Ärzte weisen darauf hin, dass die Verzögerungen bei den Wahleingriffen die Versorgung insgesamt massiv verschlechtern – und Menschenleben kosten.
Es ist denn auch ist eines der politischen Versprechen der Regierung unter Rishi Sunak, diesen Berg abzutragen und die Wartezeiten zu verkürzen. Doch der neue 7-Tage-Streik sabotiert dieses Ziel nun massiv. Die
NHS-Verwaltung rechnete soeben vor, dass wegen der Ausstände der Junior Doctors im Jahr 2023 gut 1,2 Millionen Behandlungen verschoben werden mussten.
Aktuell kommt die saisonal hohe Krankheitsbelastung hinzu – sei das auf Patientenseite, sei das beim Personal.
15 Franken Stundenlohn
Worum geht es? Im Gegensatz zur helvetischen Debatte stehen nicht die Arbeitszeiten im Zentrum des Streits: Es geht ums Geld. Die Mediziner monieren, dass ihr Reallohn in den letzten Jahren drastisch gesunken ist; dies müsse nun ausgeglichen werden. Die Standesvertretung BMA rechnet vor, dass die Saläre – trotz einiger Erhöhungen – wegen der Inflation heute um satte 26 Prozent weniger wert sind als 2009.
Deshalb stiegen die Ärzte letztes Jahr mit einer Forderung nach einem Plus von 35 Prozent in die Verhandlungen mit der Regierung. Doch die bot nach dem letzten Verhandlungsstand nur 3 Prozent.
Der immer noch gültige Mantelvertrag von 2016 legt einen Jahres-Grundlohn von 29'400 bis 58'400 Pfund fest, je nach Seniorität. Das heisst: Die Summe bewegt sich zwischen knapp 32'000 und 63'000 Franken pro Jahr.
Auf Stundenbasis beträgt der Minimallohn 14,09 Pfund, also gut 15 Franken.