Einstiges Sorgenkind Sitem-Insel ist wieder zuversichtlich

Aus dem Berner Forschungszentrum Sitem-Insel könnte doch noch etwas werden: Dank Kantons-Geld schrieb es letztes Jahr keine roten Zahlen.

, 7. Juni 2023 um 13:24
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Innenansicht des Berner Forschungszentrums Sitem-Insel. | zvg
Nun sind die Verantwortlichen des Sitem-Insel wieder zuversichtlich: «Mit den Coronahilfen des Kantons Bern konnten wir nach dem jähen Stopp während der Aufbauphase rasch wieder Fahrt aufnehmen», melden sie in einer Mitteilung zum Jahresabschluss.

«Wie im Bienenhaus»

Letztes Jahr sei «das rege Leben zurückgekehrt. An manchen Tagen fühlt sich Sitem-Insel an wie ein Bienenhaus. Namhafte Projekte, auch internationale, konnten gestartet oder weitergeführt werden», wie der CEO Simon Rothen zitiert wird.
Das Schweizerische Institut für Translationale Medizin und Unternehmertum – so nennt sich das Zentrum auch noch – erwirtschaftete für das vergangene Geschäftsjahr ein ausgeglichenes Betriebsergebnis.

Grund zu etwas Euphorie

Rothen stimmt das zuversichtlich: «Die angestrebte Selbsttragbarkeit von Sitem-Insel ist realistisch, aber nicht selbstverständlich.» Ab 2025 will Sitem-Insel ohne Geld der öffentlichen Hand auskommen.
Das Forschungszentrum auf dem Areal des Berner Inselspitals hat bisher die Erfolgsspur verpasst. Bei der Eröffnung vor vier Jahren wurde es zwar noch als «medizinischer Leuchtturm» gefeiert.

Lange Zeit nahezu leer

Vor zwei Jahren wurden aber die Probleme offensichtlich. «Wir hatten schwierige Zeiten», räumte Daniel Buser, Verwaltungsratspräsident von Sitem-Insel, gegenüber der Zeitung «Bund» ein.
Wegen Corona stand das Gebäude für medizinische Forschung und Entwicklung lange Zeit nahezu leer.

Nur ein Immobilienunternehmen?

Dazu kam Kritik vom Schweizerischen Wissenschaftsrat: Es sei nicht klar, wie Sitem-Insel zusätzliche Innovation schaffen und national wie auch international Wirkung entfalten könne. Es handle sich vor allem um ein Immobilienunternehmen, das Räume vermiete und bewirtschafte.
«Wir sind weit mehr als ein Gebäude», betonte damals Simon Rothen. Das Unternehmen vernetze Industrie, Forschung und Klinik, sei dadurch eine Art Mediator und fördere die Innovation.

Bank und Straumann stiegen ein

Vor einem Jahr schliesslich stiegen die Berner Kantonalbank und die Straumann-Group bei Sitem-Insel ein und wurden Aktionäre.
Nun hat die Sitem-Insel ihre Statuten geändert, damit das Unternehmen weiterhin steuerbefreit bleibt, weil es öffentliche Zwecke verfolgt. Neu ist die Ausschüttung von Dividenden an die Aktionäre ausgeschlossen.

Dividenden unnötig

Gewinnanteile an Mitglieder des Verwaltungsrates, so genannte Tantiemen, werden nicht ausgerichtet. Bisher hätten die Statuten die Ausrichtung von Dividenden an die Aktionäre erlaubt.
Seit Bestehen der Sitem-Insel wurden jedoch noch nie solche Zahlungen ausgerichtet. Daniel Buser, Präsident des Verwaltungsrates findet das auch nicht nötig. Er sagt: «Die Aktionäre sehen den Mehrwert ihres Engagements nicht in der Höhe der Dividende, sondern in der Zusammenarbeit und Vernetzung mit allen Akteuren.»
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