Ein Oensinger Gesundheitszentrum betreibt den ersten «Medicomat» in der Schweiz

Das Gerät im Vitasphère-Gesundheitszentrum funktioniert wie ein Getränkeautomat. Doch statt Flaschen gibt der Automat rund um die Uhr Medikamente heraus.

, 12. November 2025 um 14:59
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Das Gesundheitszentrum wurde vor drei Jahren eröffnet: (v.l.n.r.): Verwaltungsratspräsident Andreas Baumann; Sebastian Stiebitz, Ärztlicher Leiter, Regierungsrätin Susanne Schaffner und Fabian Gloor, Gemeindepräsident von Oensingen. | zvg
Im Vitasphère Gesundheits­zentrum in Oensingen können Patient­en ihre Medikamente beziehen, wann sie wollen. Möglich macht das der «Medico­mat».
Er funktioniert ähnlich wie ein Ge­tränkeautomat. Doch dahinter steckt komplizierte Technik. Die Patienten können das Medikament, das sie brauchen, telefonisch oder mit einer E-Mail in der Hausarztpraxis bestellen. Nach Rücksprache mit dem be­handelnden Arzt erhält der Patient einen Türcode, mit dem er jederzeit durch die ver­schloss­ene Praxistüre zum «Medicomaten» gelangt, und zusätzlich einen QR-Code, mit dem er das Arzneimittel beziehen kann, welches das Praxisteam bereitgestellt hat.
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Der Medicomat im Gesundheitszentrum Vitasphère in Oensingen funktinoert mit einem QR-Code. | Vitodata
Durch das «Vieraugenprinzip» wird sicher­gestellt, dass der Patient das richtige Medi­ka­ment erhält. Die Ausgabe erfolgt computer­gesteuert durch den Me­dika­menten­roboter aus dem klimatisierten Me­dika­menten­lager im Keller. Der «Medicomat» steht nur den Patien­ten des Gesundheitszentrums zur Ver­fügung. Er hat laut dem Verwaltungsratspräsidenten von Vitasphère, Andreas Baumann samt dem Medikamentenroboter einen mittleren sechsstelligen Betrag gekostet.
Auch nach gut drei Jahren Betrieb sei der Betrieb nicht rentabel, räumt Andreas Baumann ein. Vor allem die älteren Patienten und Patientinnen kämen lieber während der Öffnungszeiten, weil sie sich dann mit den Praxisangestellten unterhalten könnten. Doch für Baumann ist es wichtig zu zeigen, dass ein solcher Automat funktioneren kann.
Mittlerweile ist auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf den «Medicomaten» aufmerksam geworden. Es hat das Gesundheitszentrum als innovatives Versorgungszentrum in seine Sammlung von Gesundheitsprojekten aufgenommen.
Andreas Baumann setzt auch andere digitale Mittel ein, welche beim Patientenverhältnis einen Nutzen ohne Hürden für alle Involvierten bieten sollen. «Als digitalisierte Hausarztpraxis hat das Zentrum seine administrativen Prozesse weitgehend automatisiert und optimiert», lobt das BAG.
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