Dieses Rüstzeugs fehlt den Gesundheitsfachpersonen

Eine Studie zeigt: Im Hinblick auf die Herausforderungen im Berufsalltag gibt es bei der Vermittlung von Kompetenzen an Schweizer Fachhochschulen Nachholbedarf.

, 25. November 2022 um 08:23
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Es ist wichtig, den Nachwuchs für die hohen Anforderungen in der Praxis vorzubereiten. | BFH
Gesundheitsfachpersonen weisen überdurchschnittlich hohe Austrittsquoten aus. Karrieren im Gesundheitswesen scheitern an verschiedenen Faktoren: Ein Grund ist zum Beispiel eine ungenügende Vorbereitung auf die Berufswelt während der Ausbildung.
Werden Kompetenzen, die es im Alltag von Gesundheitsberufen braucht, in den verschiedenen Lehrplänen in Schweizer Fachhochschulen genügend vermittelt? Dieser Frage sind Forschende rund um die Berner Fachhochschule (BFH) nachgegangen.

Selbstfürsorge: Auf sich selber achtgeben

Lücken sehen die Studienautoren insbesondere beim Stressmanagement und der persönlichen Gesundheitsförderung. Oft würde implizit erwartet, dass Studierende patientenbezogenes Wissen – beispielsweise über Stress, Rückenprobleme oder Ernährung – selbstständig auf sich selbst übertragen. Es werde jedoch nicht explizit gefördert und gelehrt, wie sie auch auf sich selber achtgeben können.
Nachholbedarf sieht die im Fachmagazin «BMC Medical Education» publizierte Studie, die auf qualitativen Interviews und Knowledge Mapping basiert, auch bei der Zusammenarbeit in vielfältigen Teams. Das sind Gruppen, die sich aus verschiedenen Qualifikationsstufen, Ausbildungen oder Generationen zusammensetzen.

Auch wirtschaftliche Kompetenzen fehlten

Das Autorenteam bemängelt ferner eine unzureichende Wissensvermittlung über die Mechanismen der Gesundheitspolitik: Damit verbunden wäre ein besseres Verständnis von Löhnen, Stellenmarktsituation und der Fähigkeit, sich berufspolitisch zu positionieren.
Zudem fehlten wirtschaftliche Kompetenzen in den Lehrplänen weitgehend. Dazu gehört das Verständnis der eigenen Rolle im Finanzfluss des Gesundheitssystems oder der Leistungsberechnung für selbstständig Tätige. Auch die gezielte Vermittlung arbeitsrechtlicher und digitaler Kompetenzen würde die Position der Gesundheitsprofis stärken, sind die Autoren rund um Christoph Golz vom Fachbereich Pflege der Berner Fachhochschule Gesundheit überzeugt.

Nachbesprechung von Praktika einsetzen

Solche Themen müssten an Schweizer Fachhochschulen national ausgetauscht werden und in die Lehrpläne integriert werden. Nur so könne man dem Fachkräftemangel begegnen und der Gesundheit des Gesundheitspersonals Sorge tragen, schreiben die Forschenden in einem Beitrag.
Die Autorinnen und Autoren weisen darüber hinaus darauf hin, dass insbesondere weiterführende Angebote für Studierende schon viel dazu beitragen könnten, deren praktische Kompetenzen zu verbessern. Genannt werden etwa die Begleitung beim Transfer von der Theorie in die Praxis oder Nachbesprechung von Praktika.

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