Die Ostschweizer Spitalplanung steht vor dem Aus

Sechs Kantone wollten bei der Spitalplanung zusammenspannen. Nun ist ihr Vorhaben gescheitert, weil sich die Hälfte der Kantone verabschiedet hat.

, 17. April 2023 um 12:27
image
Der Kanton St.Gallen will mit Appenzell Inner- sowie Ausserrhoden ein anderes Modell vorantreiben. Auf dem Bild: Das Kantonsspital St.Gallen. | KSSG
Manchmal entwickeln sich Projekte anders als geplant. Dies ist akutell bei der Spitalplanung Ostschweiz der Fall. Mehreren Medienberichten zufolge, ist das Vorhaben der sechs Kantone, die bei der Gesundheitsversorgung zusammenspannen wollten, gescheitert.
Der Grund: Die Kantone Graubünden, Glarus und Thurgau ziehen sich aus verschiedenen Gründen zurück. Übrig bleiben St. Gallen und Appenzell Inner- sowie Ausserrhoden, die nun eine «Spitalversorgung Modell Ost» weiter vorantreiben wollen.

Das Ziel des Projekts

Als sich die Vertreterinnen und Vertreter der sechs Kantone im Februar 2020 versammelten, blickten sie mit Zuversicht in die Zukunft. Während drei Jahren arbeiteten sie an einer gemeinsamen Spitalplanung mit dem Ziel, durch eine verbesserte Koordination Fehlversorgungen zu mindern und die stationäre Versorgung so abzustimmen, dass die Kostensteigerung abgefedert oder allfällige Überkapazitäten abgebaut werden können. Damit sollte sich die Gesundheitsversorgung für über 1,1 Millionen Menschen verbessern.
«Patientenströme machen keinen Halt vor Kantonsgrenzen», sagte Yves Noël Balmer, der Ausserrhoder Gesundheitsdirektor, am Montag gegenüber dem «Regionaljournal Ostschweiz». Mit Graubünden und Thurgau würden sich der zweit- und drittgrösste Kanton der Koalition nun zurückziehen.

Der Grund für den Rückzug

Den Rückzug begründen die sechs Kantone in einer gemeinsamen Mitteilung mit der Anwendung von Mindestfallzahlen. Diese geben an, wie oft eine medizinische Leistung innerhalb eines Zeitraums durchgeführt werden muss.
Graubünden habe sich darum nicht in der Lage gesehen, der Modellplanung zuzustimmen, so das «Regionaljournal Ostschweiz».
Diese Entscheidung hat einen Stein ins Rollen gebracht: Erstens ist die Glarner Spitalversorgung eng mit jener in Graubünden verbunden, weshalb sie sich ebenfalls zurückzieht. Und nachdem der Kanton Thurgau eine Zusammenarbeit mit nur vier Kantonen nicht mehr als zweckmässig erachtet, will er sich ihnen gleich anschliessen.

Vereinbarungen bereits getroffen

Mit St.Gallen und Appenzell Inner- sowie Ausserrhoden bleiben also drei Kantone übrig. Yves Noël Balmer, Ausserrhoder Regierungsrat, bedauert, «dass wir nicht zu sechst weitermachen können. Aber die Türen sind nicht zu». So wollen beide Appenzell und St. Gallen wollen weiterhin zusammenspannen.
Im Bereich der Akutsomatik wurde offenbar bereits eine Vereinbarung für eine Zusammenarbeit beschlossen – in den Bereichen Rehabilitation und Psychiatrie soll in den nächsten Jahren eine gemeinsame Planung erfolgen, so das «Regionaljournal Ostschweiz».
Die übriggebliebenen Kantone sind indes die drei mit den grössten Problemen in der Ostschweiz. Innerrhoden musste sein Kantonsspital schliessen, Ausserrhoden reduziert sich noch auf ein einziges Akut-Spital in Herisau und die St. Galler Spitäler leiden unter grossen finanziellen Problemen.
  • politik
  • spitalplanung
  • kantonsspital st. gallen
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Pflegeheim: Welcher Wohnsitz gilt?

Der Nationalrat will, dass Bewohner eines Pflegeheims beim Heimeintritt wählen können, ob sie den Steuersitz verlegen oder den alten behalten können.

image

«Die Tarifpartnerschaft ist nicht ebenbürtig»

Der umstrittene Tarifeingriff in der Physiobranche ist noch nicht in Kraft. Lange will die Gesundheitsministerin aber nicht mehr warten.

image

Krebsmedikamente haben Gewinnmarge von 85 Prozent

Ein altes Anliegen ist erneut im Parlament: die horrenden Kosten für Krebsmedikamente.

image

Corona: Kein Ausfall-Geld für die Spitäler

Der Bund will sich nicht an den pandemiebedingten Ertragseinbussen der Spitäler beteiligen.

image

Ältere Ärztinnen und Ärzte werden vom EPD befreit - wenigstens vorläufig

Wird die Ärzteschaft dazu gezwungen, das EPD bereits in zwei Jahren aufzuschalten, könnten die älteren Semester vorzeitig abspringen.

image

EPD: Übungsabbruch ist kein Thema

Nach dem Nationalrat stimmt am Dienstagmorgen auch der Ständerat einer Übergangsfinanzierung für das EPD zu.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.