Es war eine der vielen Erschütterungen der Trump-Regierung, allerdings blieb sie eher unbemerkt: Am Donnerstag gaben die National Institutes of Health bekannt, dass sie neue Zuwendungen an ausländische Forschungspartner weitgehend stoppen werden. Vor allem wird es Teilnehmern von Forschungspartnerschaften nicht länger erlaubt sein, ihrerseits weitere Vergaben an ausländische Teams zu tätigen.
Im
Communiqué der NIH wurde dies mit Überlegungen zur nationalen Sicherheit begründet, zumindest andeutungsweise. Im Hintergrund –
so eine Vermutung – stand aber wohl auch, dass NIH-Gelder an das inzwischen berüchtigte Bioforschungs-Labor in Wuhan geflossen waren; in jene Anlage also, die womöglich am Ursprung der Covid-19-Epidemie stand.
In diese Richtung deutet auch
ein Dekret, das Donald Trump wenig später unterzeichnete: Es untersagt jegliche US-Bundesbeteiligung an Gain-of-function-Projekten.
Paul Scherrer Institut, Uni Bern, …
Der NIH-Stopp dürfte die biomedizinische Forschung weltweit treffen. Denn das Institut ist der weltgrösste Financier in diesem Bereich, von ihm fliessen (oder flossen bislang) rund 35 Milliarden Dollar an Universitäten und Forschungsinstitutionen aller Art. Viele davon befinden sich ausserhalb der USA, insbesondere in Europa.
Zu den Organisationen, die letztes Jahr
direkt NIH-Forschungsgelder erhielten, gehörten unter anderem das Paul Scherrer Institut (400’000 Dollar), die Universität Bern (3,9 Millionen Dollar) oder das Schweizer Institut für Bioinformatik in Ecublens (2,8 Millionen Dollar).
Aber das ist noch nicht alles. Hinzu kommen tausende NIH-Programme, in denen Forschungsteile ausgelagert und weitergegeben werden – und genau hier setzt der Stopp nun ein. Im Jahr 2023 (dem letzten Jahr mit Daten dazu) gab es 4’800 Projekte, die von den NIH finanziert wurden und bei denen europäische Partner indirekt beteiligt waren; dies recherchierte
«Euronews», die Liste dazu
findet sich hier.
… KSGR, KSW, KSSG, Hirslanden
In der Schweiz waren dabei rund 100 Institutionen an Bord, vom Kinderspital Zürich bis zum Kantonsspital Graubünden, von der Hirslanden-Klinik Im Park bis zur Pallas Klinik, von der Universität Freiburg bis zur Universität Genf, von Novartis bis Roche.
Die Universität Lausanne kooperiert beispielsweise an einer Arbeit zu genetischen Ursprüngen des Tourette-Syndroms, geleitet von der Rutgers University. Das Kantonsspital Winterthur und die Klinik Im Park sind Teil einer Krebsforschungsgruppe des Brigham & Women’s Hospital in Boston. Die Universität Genf gehört zur Antibacterial Resistance Leadership Group unter Leitung der Duke University.
Die Geldbeträge aus den USA sind oft relativ gering, schränkte der französische Immunologe Alain Fischer gegenüber «Euronews» ein: Insofern sei die neue Politik «eher symbolisch». Und auch ohne finanzielle Beteiligung sei weiterhin viel Zusammenarbeit möglich. Dennoch, der Schnitt der Amerikaner bilde doch eine weitere Hürde zur internationalen Kooperation in einer Zeit grosser Konkurrenzkämpfe um Forschungsgelder.
Europäische Wissenschaftler und Institute können sich zwar auch weiterhin um direkte Projektfinanzierung bewerben – allerdings ist dies selten erfolgreich; und vor allem dürfte es in der Ära Trump noch schwieriger werden. Im laufenden Jahr finanzierten die NIH bislang
bloss 17 Projekte in Europa. Und keines dieser Projekte ist in der Schweiz angesiedelt.