US-Fernsehen rückt Schweizer Neuro-Forschung ins Rampenlicht

Mit Hirn- und Rückenmarkimplantaten verschafft ein Team von EPFL und CHUV Querschnittgelähmten etwas Bewegungsfreiheit und viel Hoffnung: Jocelyne Bloch und Grégoire Courtine erregen damit zunehmend internationales Aufsehen.

, 16. Mai 2025 um 04:27
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Die Neurowissenschaftler Grégoire Courtine und Jocelyne Bloch mit Moderator Anderson Cooper | Screenshot, «60 Minutes» CBS
Die Fortschritte der Schweizer Medizin stossen auch jenseits des Atlantiks auf Interesse. Das Fernseh-Newsmagazin «60 Minutes» von CBS legte am Sonntag seinen Schwerpunkt auf das Neurorestore-Zentrum in Lausanne und skizzierte die Therapien, die von den Neurowissenschaftlern im Umfeld der EPFL und des CHUV entwickelt werden, um gelähmten Menschen neue Hoffnung zu geben.
Geleitet werden die Projekte von Jocelyne Bloch und Grégoire Courtine. Bloch ist Titularprofessorin an der EPFL und Leiterin der Neurochirurgie Universitätsspital Lausanne; an ihrer Seite steht der französische Neurowissenschaftler Grégoire Courtine, der unter anderem Professor an der EPFL ist.
Ihr Labor NeuroRestore forscht an der Schnittstelle zwischen Medizin und Ingenieurwissenschaften – und entwickelt Methoden der biomimetischen Neuromodulation und der Closed-Loop-Stimulation, um die Bewegungsfähigkeit von Patienten mit Querschnittslähmung wiederherzustellen.
Zum Beitrag auf «60 Minutes» von CBS.
Die CBS-Reportage verfolgte den Weg von Martha, einer Teilnehmerin des Forschungszentrums: Die junge Mutter und ehemalige Leistungssportlerin hatte bei einem Ironman-Wettkampf einen Fahrradunfall erlitten und ist seither gelähmt. Sie erhielt ein von Neurorestore entwickeltes Gehirnimplantat.
Diese Technologie hat bereits dazu geführt, dass Patienten die Fähigkeit, ihre gelähmten Gliedmassen zu bewegen, teilweise allein durch Gedankenkraft wiedererlangt haben. Das medizinische Gerät stellt eine Verbindung zwischen dem Gehirn und der motorischen Funktion wieder her – Verbindungen, die durch eine Rückenmarksverletzung unterbrochen wurden.

Neue Nervenverbindungen

Zu den wichtigsten Entdeckungen der Forscher in Lausanne gehört die Fähigkeit einiger Patienten, die willentliche Kontrolle über die Bewegung ihrer gelähmten Gliedmassen aufrechtzuerhalten, selbst nachdem das System wieder deaktiviert ist. Studien an Tiermodellen haben dieses Phänomen erhellt: Das Training scheint die Entwicklung neuer Nervenverbindungen zu fördern.
Auf der Grundlage dieser ermutigenden Ergebnisse strebt das NeuroRestore-Team an, in den USA innerhalb von zwei bis drei Jahren klinische Studien zu starten. Die Einstufung des Implantats als «Breakthrough Device» durch die FDA (Food and Drug Administration) könnte den Prozess der regulatorischen Bewertung erheblich beschleunigen.
  • Zurück auf die Beine: Stimulation hilft Gelähmten beim Gehen. Ein neues Verfahren verbindet Rückenmark-Stimulation mit Robotik – um bei Querschnittgelähmten die Muskelkoordination zu verbessern. Das System könnte weltweit in Reha-Kliniken eingesetzt werden.
  • «Time» rühmt Neuro-Forscher aus Lausanne. Das US-Magazin zählt Jocelyne Bloch und Grégoire Courtine zu den 100 einflussreichsten Personen im globalen Gesundheitswesen.

🎥 ➡️ «Injuries left them paralyzed. An early promising clinical trial is helping them walk short distances again», in: CBS, «60 Minutes», 11. Mai 2025.

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