Dass Englisch die Wissenschaftssprache ist und es an den Universitäten sowie in vielen Fächern kaum noch geht ohne – das ist eine Binsenwahrheit.
Doch gilt das auch für den Alltag der Grundversorger?
Offenbar. Dies besagt eine Geschichte,
die das «St. Galler Tagblatt» nun ans Licht brachte: In Amriswil, Kanton Thurgau, wurde jüngst eine Praxis geschlossen, weil der Arzt zwar fünf Sprachen spricht – doch beim Englisch hapert es.
Der Grundversorger genügt durchaus auch den Deutschanforderungen, das ist nicht das Problem: Der Mann, ein Ukrainer, arbeitet bereits seit knapp zehn Jahren in der Schweiz. Nach einigen Jahren in einer Medbase-Praxis führte er seit 2017 seinen eigenen Betrieb in Amriswil. Dort betreute er gegen 3000 Patienten.
Kein Nachfolger in Sicht
Das Problem: Der Kanton verlangt von den Grundversorgern einen eidgenössisch anerkannten Weiterbildungs-Titel. Und dort heisst es bei der Anmeldung dann regelmässig: «Die Prüfungssprache ist Englisch bei Fragen mit vorgegebenen Antworten zur Auswahl…» (so zum Beispiel die
SIWF-Weiterbildungsordnung für Allgemeine Innere Medizin).
Nachdem der Arzt wegen seiner Englisch-Lücken diverse Fristen verstreichen lassen musste, wurde die Praxis nun endgültig geschlossen. «Einen Nachfolger oder Vertreter konnte sich leider nicht finden», informiert der
Doktor auf der Praxis-Site.
Womit sich der Hausarztmangel in der Region weiter verschärft: Die Patienten finden kaum Alternativen.
Petition ohne Wirkung
Seit Herbst läuft deshalb eine Petition, sie brachte über 2000 Unterschriften zusammen. Doch Kantonsärztin Agnes Burkhalter erklärte sich nicht bereit, eine – weitere – befristete Bewilligung zu erteilen: Sie könne zwar nachvollziehen, dass die Suche nach einer neuen Hausärztin oder einem neuen Hausarzt herausfordernd sei, trotzdem könne das Amt für Gesundheit leider nicht weiterhelfen, weil es als Aufsichtsinstanz nicht direkt in die medizinische Versorgung involviert sei und keinen Einfluss auf die freie Marktwirtschaft nehmen könne: Dies die Antwort an die Petitionäre respektive Patienten.
Und so lautet denn auch der aktuelle Rat des Arztes auf seiner Praxis-Seite, man solle sich an eine andere Praxis wenden – «oder den diensthabenden Notfallarzt unter 0900 000 327, oder direkt ans Spital.»