Solothurner Spitäler: Der ehemalige CEO ist noch auf der Lohnliste

Martin Häusermann ist offiziell verabschiedet – formell aber noch da.

, 21. Juni 2024 um 08:11
image
CEO und Präsident: Martin Häusermann und Kurt Fluri – hier abgebildet im SoH-Geschäftsbericht 2022.
Martin Häusermann war über zehn Jahre lang CEO der Solthurner Spitäler. Ende Januar wurde er offiziell verabschiedet. Er selber hatte frühzeitig angekündigt, dass er 2024 altershalber zurücktreten werde: Im Mai 2023 machte Häusermann seine Lebensplanung öffentlich und legte Wert darauf, dass er den Verwaltungsrat frühzeitig über seine bevorstehende Pensionierung informiert habe. IT-Spezialist Häusermann hatte die Kantonsspitalgruppe seit November 2013 geführt.
Wie die «Solothurner Zeitung» nun recherchierte, war der Schnitt im vergangenen Januar allerdings noch nicht definitiv: Häusermann erhält weiterhin Lohn – bis er im November das offizielle AHV-Alter erreicht.
Kurt Fluri, der Verwaltungsratspräsident der Kantonsspital-Gruppe, bestätigte dies gegenüber der «Solothurner Zeitung» mit dem Satz: «Die Beendigung des Anstellungsverhältnisses ist im gegenseitigen Einvernehmen vereinbart worden.»

Schneller als geplant

Die SZ vermutet nun, dass dem ehemaligen CEO ein goldener Fallschirm angelegt wurde – nachdem er einerseits ein Jahrzehnt lang im Amt gewesen war, während andererseits diverse heikle Kaderabgänge am Ende das Bild trübten.
Verwaltungsratspräsident Fluri indes nennt unter anderem das «sehr grosse Ferienguthaben» als Grund für die Vereinbarung – und ferner den Arbeitsbeginn der neuen CEO Franziska Berger und das «Interesse der soH an einem geordneten Übergang».
Nachdem der Verwaltungsrat im Mai 2023 mit der Suche begonnen hatte, konnte im Oktober ein Vertrag unterschrieben werden: Franziska Berger, bis dato CEO des Spitals Lachen, würde die operative Leitung der Solothurner Spitalgruppe übernehmen. Nach der üblichen Kündigungsfrist trat sie Anfang Februar ihr Amt an.

Ferienstau

Kurz: Der Wechsel ging schneller als geplant – dies die Erklärung dafür, dass der scheidende CEO noch formell da ist, während seine Nachfolgerin längst das Steuer in der Hand hat. «Der Übergang der CEO-Funktion erfolgte viel früher als vorgesehen», so SoH-Präsident Fluri. Nach Antritt von Franziska Berger habe man den Vertrag mit Häusermann «unter Berücksichtigung der sechsmonatigen Kündigungsfrist und seines Ferienguthabens» aufgelöst.
Also: Nichts da von Abgangsentschädigung (wovon auch der Solothurner Regierungsrat nichts weiss). Doch für einige Monate erhält Häusermann noch Lohn – wobei die jährliche «Vergütung für die Funktion des CEO» zuvor bei 340’000 Franken lag. Wie die «Solothurner Zeitung» ebenfalls recherchierte, kamen in der Vergangenheit noch diverse Funktionszulagen hinzu, die nicht ausgewiesen wurden; dies insbesondere in den letzten Amtsjahren.
  • solothurner spitäler
  • spital
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Sparprogramme reichen nicht: Das Spitaljahr im Check

Kooperationen, weniger Angebote, effizientere Abläufe, Schliessungen, Nullrunden bei den Löhnen: Die öffentlichen Akutspitäler haben viel getan, um die Finanznot zu bekämpfen. Fazit: So geht es trotzdem nicht weiter.

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

Drei Strategien, ein Trend: So stellen sich Schweizer Spitäler nun auf

Innert weniger Tage haben drei grosse Spitalgruppen ihre Zukunftspläne vorgelegt. Die Strategien von Insel, KSA und SoH zeigen, wohin das Schweizer Spitalwesen neigt: hin zu Netzwerken mit mehr Fokus.

image

Solothurner Spitäler bringen neue Unternehmensstrategie

Das Bürgerspital Solothurn und das Kantonsspital Olten werden zu einem Zentrumsspital an zwei Standorten zusammengeführt.

image

Die Solothurner Spitäler sollen ihren eigenen GAV bekommen

Die Regierung des Kantons Solothurn regelt das Personalrecht neu. Die Spitäler sollen einen eigenen Gesamtarbeitsvertrag bekommen – als Antwort auf Fachkräftemangel und Eigenarten im Gesundheitswesen.

Vom gleichen Autor

image

Knie- und Hüftimplantate: Immer weniger Folgeeingriffe nötig

Die 2-Jahres-Revisionsraten bei Hüft- und Knieprothesen sinken weiter leicht oder bleiben stabil. Die Daten deuten eine zunehmend einheitliche Versorgungsqualität in der Schweiz an.

image

Mehr Pflegepersonal = weniger Ärzte-Burnout

Eine grosse Erhebung in sieben Ländern zeigt: Dort, wo Pflege stark vertreten ist und Arbeitsumgebungen stimmen, bleiben Ärztinnen und Ärzte länger im Beruf.

image

Notfall: Warum die Bagatellgebühr verpufft – und was stattdessen nötig wäre

Kurz vor der Nationalratsdebatte warnen die Notfallmediziner vor den «Bagatellgebühr»-Ideen. Sie schlagen vier konkrete Alternativen vor.