So misst der ANQ den Behandlungserfolg in der Psychiatrie

In der Erwachsenenpsychiatrie kann der ANQ mit seiner Qualitätsmessung leichte Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr erkennen.

, 17. Oktober 2023 um 15:00
image
Muriel Haldemann, Leiterin Psychiatrie, verantwortet beim ANQ die Qualitätsmessungen in der Erwachsenen- sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie. | zvg
Am 10. Oktober berichtete der Nationale Verein für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken (ANQ) über ungeplante Rehospitalisationen. Medinside berichtete hier darüber.
Diesmal publiziert der ANQ die Ergebnisse der Qualitätsmessungen 2022 in der Erwachsenen- sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie. So hatten Patienten wie auch das Klinikpersonal zu befinden, wie sich körperliche und psychische Beschwerden und weitere Symptome zwischen Ein- und Austritt entwickelten.

Erwachsene

Zuerst zur Erwachsenenpsychiatrie: Aus Sicht der Patientinnen und Patienten nahm die Symptombelastung in ähnlichem Umfang ab wie im Vorjahr. Das behandelnde Klinikpersonal hat den Rückgang sogar noch etwas stärker beurteilt, was positiv zu werten ist.
Die Symptombelastung zeigt Anzahl und Schweregrad der Symptome einer psychischen Störung. Sie wird sowohl im Fremd- als auch im Selbstrating gemessen. Wie der ANQ erklärt, füllen Behandelnde sowie Patientinnen und Patienten dazu je einen Fragebogen aus.
Darin beurteilen sie beispielsweise Somatisierung, Zwanghaftigkeit, Unsicherheit im Sozialkontakt, Depressivität, Ängstlichkeit, Aggressivität, phobische Angst oder paranoides Denken.
Diese Beurteilung wird sowohl beim Eintritt wie beim Austritt vorgenommen. Daraus ergibt sich ein Differenzwert, der die Veränderung der Symptombelastung abbildet. Je höher der Differenzwert, desto besser die Wirksamkeit der Behandlung.

Kinder und Jugendliche

In der Kinder- und Jugendpsychiatrie führten die stationären Behandlungen ebenfalls zu einer Senkung der durchschnittliche Symptombelastung.
In der Selbstbeurteilung der Kinder und Jugendlichen und in der Fremdbeurteilung durch das Klinikpersonal bewegte sich die Symptombelastung bei Klinikeintritt auf Vorjahresniveau. Die Differenz zwischen Ein- und Austritt wurde von den Behandelnden ähnlich beurteilt wie 2021, in der Selbstbeurteilung der Patientinnen und Patienten wurde die Differenz kleiner, was eher negativ zu werten ist.
Um keine falschen Erwartungen zu schüren, erklärt der ANQ, dass seine Messergebnisse keine seriösen Ranglisten liefern. «Jedes Ergebnis bildet nur einen einzelnen Qualitätsaspekt ab und sagt nichts über die Gesamtqualität eines Spitals.»



  • ANQ
  • psychiatrie
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

PDAG eröffnen neue Depressionsstation

Ohne Wartezeit, ohne Vorgespräch, ohne fixe Aufenthaltsdauer: Die Psychiatrischen Dienste Aargau eröffnen eine spezialisierte Depressionsstation.

image

«Chronisch unterfinanziert»: Baselbieter Psychiatrie mit Defizit

Die Psychiatrie Baselland hat über 15'000 Patienten behandelt. Aber sie hat einen Verlust von 3,5 Millionen Franken gemacht – vor allem wegen hoher Personalkosten.

image

Neue Direktorin für das Clienia Bergheim

Nadja Lüthi ist ausgebildete Pflegefachfrau und arbeitete zuvor für Viafutura und das Stadtspital Zürich.

image

Ein Therapie-Chatbot kann bei psychischen Erkrankungen helfen

Zum ersten Mal zeigt eine Studie, dass ein Chatbot die Symptome von Depressionen und Angstzuständen lindern kann.

image

UPD: Therapie zu Hause erfolgreicher als Klinikaufenthalt

Kinder und Jugendliche mit schweren psychischen Erkrankungen könnten langfristig mehr von einer Therapie zu Hause profitieren als von einer stationären Behandlung.

image

UPK Basel: CEO Michael Rolaz geht nach Luzern

Im September übernimmt er das Präsidium der Luzerner Psychiatrie Lups. Die Stelle in Basel wird ausgeschrieben.

Vom gleichen Autor

image

«Hospital at Home ist Medizin im Team»

Die Spitex will beim Konzept Hospital@Home von Beginn weg eine zentrale Rolle spielen. Das ist aber nicht überall der Fall.

image

Palliative Care: «Wir brauchen nicht mehr Betten in Spitälern, aber in Hospizen»

Renate Gurtner Vontobel, die ehemalige Geschäftsführerin von Palliative.ch, blickt auf ihre fünfeinhalbjährige Amtszeit zurück.

image

«Kritiker der Komplementärmedizin haben eine zu einseitige Sicht»

SP-Ständerätin Franziska Roth kritisiert im Interview die Haltung von Gegnern der Komplementärmedizin. Sie verkennen den Wert der ärztlichen Expertise.