Das sind die Neujahrswünsche der FMH und Kinderärzte Schweiz

2022 war voller Herausforderungen und Unsicherheiten. Nun blicken Spitäler und Verbände zurück und verraten ihre Neujahrswünsche. Heute folgt der zweite Teil der Serie.

, 20. Dezember 2022 um 08:55
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Bild: Freepik
Nach einem von Covid geprägten 2021, waren die Gesundheitsakteure auch 2022 mit zahlreichen Herausforderungen und Unsicherheiten konfrontiert: Coronavirus, Impfstoffe, Kapazitätsengpässe in den Spitälern und Praxen, volle Notfallstationen, Post Covid, neue Spitallisten, Tarifstreits, rote Zahlen, Kostendruck, Strommangel, Wirtschaftskrise und allem voran der Fachkräftemangel sorgten für Schlagzeilen.
Nun neigt sich das Jahr dem Ende zu – der richtige Moment, Bilanz zu ziehen und einen Blick nach vorne zu werfen: Die Redaktion wollte wissen, welches Thema, neben dem Fachkräftemangel, 2022 besonders beschäftigte und was sich Spitäler, Spitalgruppen und Verbände vom Gesundheitswesen Schweiz im 2023 wünschen.

Rückblick und Neujahrswünsche

«Dieses Arbeitspensum mutet sich keine junge Ärztin mehr zu»

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Yvonne Gilli, Präsidentin FMH. | zvg
Yvonne Gilli, Präsidentin Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH): «Bewohnerinnen und Bewohner in der Schweiz suchen wochenlang nach einem Hausarzt oder einer Kinderärztin. Für spezialärztliche Untersuchungen müssen sie teilweise lange Wartezeiten in Kauf nehmen.
Die Überlastung der Notfallstationen ist bekannt. Für die Bevölkerung und die Ärzteschaft ist klar, dass es mehr Ärztinnen und Ärzte und mehr Pflegefachleute braucht. Diese Herausforderung hat uns dieses Jahr stark beschäftigt, da Bundesrat und Parlament beschlossen haben, für die Ärzteschaft Höchstzahlen vorzuschreiben.
Es ist für die FMH das wichtigste Thema, sich dafür einzusetzen, dass die Bewohnerinnen und Bewohner in der Schweiz weiter auf eine gute ärztliche Versorgung zählen können. Von Beginn des Medizinstudiums bis zur Aufnahme der Praxistätigkeit dauert es länger als zehn Jahre. Diejenigen Hausärzte, die jetzt in Pension gehen, können nicht von einem Tag auf den andern ersetzt werden.
Ihre Wochenarbeitszeit beträgt über 55 Stunden. Dieses Arbeitspensum mutet sich keine junge Ärztin mehr zu. Für einen erfolgreichen Generationenwechsel muss ein einzelner Arzt im Durchschnitt durch 1.3 Ärztinnen ersetzt werden. Auch diese Herausforderung wird die FMH ins Neue Jahr begleiten.»

«Wir wünschen uns die Sicherstellung von Medikamenten»

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Marc Sidler, Präsident Kinderärzte Schweiz, und Helena Gerritsma Schirlo, Vizepräsidentin des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärztinnen in der Praxis. zvg
Marc Sidler, Präsident Kinderärzte Schweiz, und Helena Gerritsma Schirlo, Vizepräsidentin des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärztinnen in der Praxis: «Mitglieder von Kinderärzte Schweiz (KIS) hatten und haben alle Hände voll zu tun, um die Grundversorgung in all ihren Facetten zu stemmen und aufrechtzuerhalten. Es galt, Coronabedingt verschobene Vorsorgeuntersuchungen nachzuholen, und die verfrüht eingesetzte Infektwelle des Winters muss bereits seit dem Herbst bewältigt werden.
Wir wünschen uns, dass die Finanzierung unserer ärztlichen Aufgaben auch in Zukunft durch einen überfälligen zeitgemässen Tarif sichergestellt ist und dass die gelebte Interprofessionalität – Stichwort: Leistungen der MPAs – auch innerhalb der Praxen abgegolten werden kann.
Wir wünschen uns die Sicherstellung der Verfügbarkeit von Medikamenten für die jüngsten und vulnerabelsten Menschen unserer Gesellschaft.
Wir wünschen uns gut ausgebildete MPAs, denen Fortbildungsmöglichkeiten offenstehen.
Wir wünschen uns insbesondere, dass wir unsere kostbare Zeit zum Wohl der Patienten und Familien einsetzen können und keine weiteren administrativen Auflagen wie unnötige Eichungsobligatorien unserer wenigen Geräte oder scheinbar unüberlegt aufgezwungene Qualitätslabels, die nichts mit unserer Arbeit in der Praxis zu tun haben, aufgebürdet bekommen.
Schliesslich wünschen wir uns, dass alle Kinder und Jugendlichen in Schweiz weiterhin Zugang zu einer qualitativ hochstehenden medizinischen Versorgung haben.»
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