Schweizer Spitäler könnten bei der Nachsorge nachbessern

Ein Bericht zeigt: Im Vergleich mit anderen Ländern müssten sich Schweizer Spitäler nach dem Austritt noch mehr um ihre Patienten kümmern.

, 12. Dezember 2024 um 06:31
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Bei der Nachsorge ihrer Patienten könnten die Schweizer Spitäler noch mehr machen, so ein Obsan-Bericht. | Adobe Stock
Bei der Nachsorge nach einem Spitalaufenthalt besteht Verbesserungspotenzial. Zu diesem Schluss kommt der der neuste Bericht des Gesundheitsobservatoriums Obsan.
Die Entlassung nach einem Spitalaufenthalt sei ein entscheidendes Glied in der Behandlungskette. Gerade bei älteren, multimorbiden Patienten sei eine gute Koordination mit den nachgelagerten Leistungserbringern wichtig, heisst es im Bericht. «So können die bestmöglichen Voraussetzungen für eine komplikationslose Genesung geschaffen werden.»
  • Michael Dorn, «Erfahrungen der Wohnbevölkerung ab 65 Jahren mit dem Gesundheitssystem – Situation in der Schweiz und im internationalen Vergleich», Obsan-Bericht 18/2024, November 2024.
Doch nur 70 Prozent der über 65-Jährigen haben beim Spitalaustritt schriftliche Informationen darüber erhalten, was sie zu Hause machen müssen und auf welche Symptome zu achten ist. Damit liegt die Schweiz im internationalen Vergleich auf dem drittletzten Rang.
In den USA erhalten die Patienten deutlich häufiger schriftliche Informationen. Dort liegt der Anteil bei über 92 Prozent.

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Quelle: Obsan
Weitere Erkenntnisse des Berichts:
  • Für 86 Prozent der entlassenen Patienten, die eine Folgebehandlung benötigten, wurde diese durch das Spital beim nachfolgenden Leistungserbringer sichergestellt. Bei diesem Punkt liegt die Schweiz im internationalen Vergleich an der Spitze der untersuchten Länder.
  • Etwas weniger gut sieht es wiederum bei den verschriebenen Medikamenten aus: Nur bei 75 Prozent wurden vor Spitalaustritt alle verschriebenen Medikamente – einschliesslich der bereits vor dem Spitalaufenthalt eingenommenen – von jemandem kontrolliert. Das entspricht im internationalen Vergleich einem Rang im vorderen Mittelfeld. In den USA finden solche Kontrollen häufiger statt, während in Deutschland und Schweden nur in etwa der Hälfte der Fälle alle Medikamente kontrolliert werden.
  • 85 Prozent der über 65-Jährigen hatten nach einem Spitalaufenthalt das Gefühl, zu Hause die Unterstützung und Dienstleistungen zu erhalten, die sie zur Bewältigung ihres Gesundheitsproblems benötigten. Zum Vergleich: In den USA sind es 93 Prozent, in Schweden 75 Prozent.

30 Prozent waren im Spital

Generell sind ältere Personen in der Schweiz relativ häufig im Spital: 2024 haben drei von zehn Personen über 65 Jahren in den letzten zwei Jahren mindestens eine Nacht als Patient in einem Spital verbracht.
Im internationalen Vergleich liegt die Schweiz damit im vorderen Mittelfeld der untersuchten Länder. Nur Deutschland weist mit vier von zehn Personen einen höheren Anteil auf als die Schweiz. Geringere Anteile haben etwa Schweden und Kanada, wo bloss zwei von zehn älteren Personen im Spital waren.
  • Prävention
  • Grundversorgung
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