«Brustkrebs-Prävention retten»: 10’000 Stimmen in einer Woche

Die Finanzierung der Mammographie-Screeningprogramme wackelt. In Schaffhausen wird greifbar, dass die Verantwortung zwischen Kassen, Kantonen und Ärzten nicht lange hin- und hergeschoben werden kann.

, 24. Juli 2025 um 13:48
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Die Sorge vor Brustkrebs bewegt: Bild vom «Pink Ribbon Charity Walk», Zürich, 2018  |  Bild: Pink Ribbon Schweiz
Es ist doch eine erstaunliche Zahl: Bis Donnerstagmittag haben im Kanton Schaffhausen über 10’000 Personen eine Petition unterschrieben, die das Brustkrebs-Screening-Programm retten will. Bemerkenswert ist dies, weil der Kanton insgesamt nur 88’900 Einwohner hat.
Die Petition, vor einer Woche aufgestartet von der Sozialdemokratischen Partei, wendet sich dagegen, dass Schaffhausen das Mammographie-Programm wie angekündigt auf Eis legt – und fordert, dass die Kantonskasse die Kosten übernimmt. Ein Postulat im Kantonsrat soll dasselbe bewirken.
Womöglich zeichnet sich hier das Standardvorgehen ab: Die Finanzierung der Brustkrebs-Screening-Programme schien zuletzt ja bedroht. Dies, nachdem die Versicherer klargestellt hatten, dass sie die neuen Tardoc-Sätze für die radiologischen Untersuchungen als massgebend erachten – auch für die systematischen Vorsorgeuntersuchungen. Diese Sätze werden aber von den Leistungserbringern (insbesondere den Radiologen) als ungenügend erachtet.
Damit stand plötzlich die Frage im Raum, wer das finanziert (und ob es überhaupt weitergehen kann mit den Angeboten).
Der entscheidende Punkt, so zeigt sich zunehmend, liegt in der Frage: Welchen Anteil übernehmen die Kantone?
Die FMH verwies heute in einem Kommentar und mit einem Merkblatt auf das Detail, dass die neuen Tardoc-Tarife gar nicht direkt für kantonale Früherkennungsprogramme gelten – weshalb es auch nicht der Systemwechsel an sich sei, der die Programme gefährdet. Vielmehr werden diese Tarife von den Leistungserbringern sowie den Versicherern verhandelt und von den Kantonen genehmigt. Der entsprechende Tarmed-Radiologie-Tarif diente bislang einfach als Basiswert – auch für die kantonalen Brustkrebs-Früherkennungsprogramme. Und weil diese Basis verändert wurde, besteht ein gewisser Druck, auch im Rahmen der kantonalen Präventionsprogramme Anpassungen vorzunehmen.
  • FMH: «Zuständigkeiten und Abgeltungen von Leistungen der Brustkrebs-Früherkennungsprogramme», Faktenblatt, Juli 2025.
Entsprechende Gespräche laufen offenbar bereits. Wie die CH-Media-Zeitungen berichten, haben zwischen den Tarifpartnern schon mehrere Aussprachen stattgefunden. Und Vertreter der Ärzteschaft wie der Krankenkassen wollen Wege suchen, um die Vorsorgeprogramme zu retten. Prio.Swiss habe auch Organisationen, welche die Screenings in den Kantonen koordinieren, zu Verhandlungen eingeladen.
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