Zuwenig Notärzte, zuviele Helikopter?

Die Zahl der Rettungseinsätze per Helikopter hat sich im Aargau verdoppelt. Was offenbar auch daran liegt, dass es beim Notarzt-System mangelt.

, 17. August 2015 um 07:45
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Es beginnt mit der Frage, weshalb eigentlich immer häufiger Rettungshelikopter eingesetzt werden. Im Kanton Aargau hatte sich die Zahl der Rettungsflüge innert zweier Jahren mehr als verdoppelt – von 117 im Jahr 2012 auf 270 im Jahr 2014.
Die BDP verlangte von der Kantonsregierung nun eine Erklärung. Wobei eine Deutung auf der Hand lag: 2012 trat auch der TCS in den Rettungshelikopter-Dienst ein.
Mehr Angebot, also mehr Nachfrage? In ihrer Antwort bestätigte die Aargauer Regierung, dass man den Faktor TCS-Heli «deutlich spüre»; dies meldet Radio SRF

Lieber ein Heli als das Geschrei der Medien

Es gebe aber noch andere Gründe für die Zunahme der Rettungsflüge im Kanton.

  • So die Tatsche, dass der Aargau mehr Einwohner und dabei insbesondere mehr ältere Menschen aufweist.
  • Der Basiseffekt: Der Kanton hatte zuvor eher wenige Rettungsflüge.
  • Die aufgeregten Medien: Eine Rolle könnte auch die Angst spielen, bei schweren Unfällen «keinen Rettungshelikopter aufzubieten und anschliessend infolge potenzieller Unterlassung medial angegriffen zu werden.»
  • Die Tatsache, dass im Helikopter immer ein Notarzt dabei ist, während im Ambulanzfahrzeug häufig «nur» Rettungssanitäter anwesend sind.

Die BDP greift diesen letzten Punkt besonders auf: Als Reaktion auf die Regierungsantwort fordert die Partei nun ein bedarfsgerechtes Netz an Notfallärzten, die bei Bedarf auch von Ambulanzteams hinzugezogen werden können.

Absurditäten aller Art

«Es ist absurd, wenn Fachleute gezwungen sind, einen Helikopter aufzubieten, nur weil diese jeweils mit Notarzt an Bord ausrücken.»
Auf der anderen Seite plädierte die Regierung für eine gewisse Gelassenheit: Alle Rettungsflüge zusammen kosteten im letzten Jahr 860'000 Franken. Der Kanton beteilige sich nicht daran, bezahlt wird von Versicherern und Patienten.
Gemessen an den Gesundheitskosten von über 4 Milliarden sei der Betrag vernachlässigbar: Sie mache lediglich 0,02 Prozent aus.
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