Zum Selbstschutz? Videoüberwachung in der Arztpraxis

Ein Gynäkologe in Neuenburg lässt bei Intimuntersuchungen die Vorgänge im Behandlungsraum aufnehmen. Das ist völlig legal.

, 28. Juni 2017 um 08:34
image
  • praxis
  • neuchâtel
  • trends
Zwei Patientinnen warfen einem Frauenarzt im Kanton Neuenburg sexuelle Missgriffe und Fehlverhalten vor. Einen Fall konnte der Gynäkologe aussergerichtlich ausräumen, doch die Vorwürfe der anderen Patientin dürften diesen Herbst vor Gericht behandelt werden.
In dieser Situation installierte der Mediziner eine Videoanlage in seinem Behandlungsraum – zum eigenen Schutz, so die Erklärung. Wie das welsche Radio RTS recherchierte, will er damit in Zukunft jedes Missverständnis vermeiden und notfalls klarstellen können, weshalb er gewisse Handlungen durchführt.

Nicht bewilligungspflichtig

Die Neuenburger Gesundheitsdirektion ist informiert – und toleriert die Überwachung. Denn: Man habe keine Massnahme, so etwas zu unterbinden, so ein Amtssprecher. Eine Videoüberwachung in privaten Räumen sei gar nicht bewilligungspflichtig. Solange die Patientinnen im Voraus informiert werden – und dies scheint hier der Fall zu sein –, ist die Sache also völlig legal.
Dennoch gibt es warnende Stimmen. Solche Aufnahmen hätten keinen Platz in einer Arztpraxis, sagte Mauro Walter Gusmini, der Präsident der kantonalen Ärztegesellschaft SMN – und er befürchtet, dass hier eine gefährliche Bresche geschlagen werde.


Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Ein Oensinger Gesundheitszentrum betreibt den ersten «Medicomat» in der Schweiz

Das Gerät im Vitasphère-Gesundheitszentrum funktioniert wie ein Getränkeautomat. Doch statt Flaschen gibt der Automat rund um die Uhr Medikamente heraus.

image

Diese 29 Erfindungen machen die Medizin smarter

Das US-Magazin «Time» kürte die wichtigsten Innovationen des Jahres aus dem Gesundheitswesen. Die Auswahl zeigt: Fortschritt in der Medizin bedeutet heute vor allem neue Schnittstellen zwischen Mensch, Maschine und Methode.

image

KSGR: Frauenklinik führt 4-Tage-Woche ein

Die Frauenklinik Fontana des Kantonsspitals Graubünden führt eine 4-Tage-Woche ein: 42 Stunden werden auf vier Tage verteilt, das Gehalt bleibt unverändert. Andere Spitäler sehen das Modell skeptisch.

image

Erstmals sind mehr Kinder über- als untergewichtig

Es gibt immer weniger Kinder, die unterernährt sind – dafür immer mehr, die zu viel essen. Auch in der Schweiz. Das zeigt der neuste Uno-Bericht.

image

Deutschland: Drogerieriese drängt in Gesundheitsvorsorge

Die Drogeriekette DM bietet neu auch Gesundheitsservices an. Der Konzern arbeitet mit professionellen Partnern – Fachärzte äussern Kritik.

image

Fünf goldene Regeln, wie Ärzte den Patienten Zahlen verständlich machen

Laborwerte, Risiken, Therapieeffekte – viele Aufklärungsgespräche scheitern an medizinischen Zahlen. Doch wie erläutert man, was eine Behandlung bringt? Ein Vorschlag.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.