Keine Frage, die Idee ist bestechend: Eine neue Plattform bündelt alle nötigen Informationen für Ärzte, die einen Job suchen. Sie hat Stelleninserate, daneben Profile der Spitäler, ferner Informationen zu Wochenarbeitszeiten, zur Lohnstruktur, aber auch zur Frage, ob eine Kinderkrippe geboten wird.
All das bietet
Reviewed. Die junge Plattform wurde entwickelt vom Berner Arzt Nicola E. Rüegsegger und vom Webentwickler Pascal Wacker, und vor allem wird sie inzwischen auch gestützt vom VSAO und der Swimsa. Oder genauer: Reviewed löste die alte Spitalplattform des VSAO ab.
Die Grundidee dahinter: Rüegsegger und Wacker wollten für die Schweiz eine Art «TripAdvisor für Ärztejobs» entwickeln. Das erste Zielpublikum sind dabei Mediziner in Weiterbildung, da diese am häufigsten ihre Stelle wechseln. Doch grundsätzlich soll die Plattform dereinst allen Ärzten Orientierung im helvetischen Stellenmarkt bieten – bis zur Stufe Chefarzt.
Reviewed: Spital-Überblicks-Seite
«Es geht darum, den Austausch zu vereinfachen und sämtliche relevanten Informationen endlich an einem Ort zu bündeln», sagt Mitgründer Nicola E. Rüegsegger; er arbeitet als Assistenzarzt in Bern und absolviert zugleich ein Informatik-Zweitstudium.
Das Spezielle steckt schon im Namen: Auf Reviewed sollen die Ärzte am Ende auch von ihren Erfahrungen in einem Haus berichten und Noten verteilen.
Höchste Noten für KSW und Spital Tiefenau
Derzeit rangieren das Kantonsspital Winterthur und das Spital Tiefenau mit der Durchschnittsnote 4,7 zuoberst auf der Skala, gefolgt von CHUV, Kantonsspital Graubünden, Kantonsspital Olten oder Zuger Kantonsspital mit jeweils 4,5. Der Maximalwert liegt bei 5.
Allerdings ist die Plattform noch sehr jung, und so fehlt es noch an Lebhaftigkeit. Selbst zu grossen Spitälern finden sich kaum mehr als drei bis fünf Urteile, so dass der Faktor Zufall momentan noch eine starke Rolle spielt.
Auf der anderen Seite sind rund drei Dutzend Stellen ausgeschrieben; bei schweizweit knapp tausend laufenden Besetzungen steckt hier also noch allerlei Wachstumspotential – zumal das Angebot für die Arbeitgeber gratis ist.
Bald auch Stellen in Arztpraxen
Ökonomisch gesprochen ist Reviewed also ein effizientes Angebot für beide Seiten. Aber es braucht noch die notwendige Marktdichte und –belebung.
Jetzt geht es also darum, neue Bekanntheit zu schaffen für das Projekt. Auch wollen die Entwickler durch weitere Massnahmen die Anonymität der kommentierenden Ärzte weiter erhöhen, während die Arbeitgeber die Möglichkeit erhalten sollen, die Urteile und Stellungnahmen über sich zu kommentieren.
Als weiteren Schritt planen Nicola Rüegsegger und Pascal Wacker zudem, dass auch Arztpraxen und Ärztenetzwerke hier Stelleninserate publizieren können (allerdings aus einsichtigen Gründen ohne Review-Möglichkeiten).
Ehrenamtlicher Start
Entstanden ist das Projekt aus einem reinen Community-Gedanken: Wie können junge Ärzte ihre Jobs finden, ohne alles umständlich zusammenkramen zu müssen? Und so ist Reviewed bislang eine ehrenamtliche Sache. Er sei sogar «etwas stolz darauf», dass die Plattform bei der Lancierung kein einziges Feature hatte, womit sich Geld verdienen liesse, sagte Nicola Rüegsegger im
«VSAO Journal».
Aber ihm ist auch klar, dass solch ein Angebot solide finanziert werden muss, um langfristig zu überleben. Deshalb sind kostenpflichtige «Premium Features» geplant: «Publizität und Automatisierung gegen Aufpreis», so die Idee. Wer etwas bezahlt für ein Stelleninserat, bekommt eine prominente Platzierung und muss sich nicht mehr selbst um die Aufschaltung kümmern.