Bis ins Jahr 2030 fehlen der Schweiz 5'000 Hausärzte. Dies besagt die heute veröffentlichte «Work Force Studie» der Uni Basel und des Berufsverbandes Haus- und Kinderärzte Schweiz mfe
(mehr dazu hier).
Der Verband
mfe fordert daher rasches Handeln. Man sei daran, Massnahmen zu treffen, sagte Präsident Marc Müller vor den Medien in Bern. Gewiss, die Politik reagiere, vieles sei im Gang – es brauche aber zu lange. «Wir dürfen nicht nachlassen, sondern müssen noch mehr tun».
Mfe-Vizepräsident François Héritier stellte dann auch drei langfristige Massnahmenbereiche vor:
1. Berufsimage verändern
- Attraktiveres Image des Hausarztes gegenüber Spezialisten
- Interessante Arbeit
- Work-Life-Balance
- Finanzielle Aufwertung (Steuerung über Tarif?)
2. Hausarztmedizin als Teil des Medizinstudiums
- Mehr Ärzte ausbilden: Mehr als 1'300 pro Jahr.
- Die 100 Millionen-Frage: Die vom Bundesrat bewilligten 100 Millionen Franken für neue Medizin-Studienplätze sollte der Ausbildung von «richtigen» und «echten» Ärzte zugutekommen – also nicht für MINT-Techniker. Grundversorgung statt Grundlagenforschung, so sollte das Motto sein.
- Ausbildungsziel gemäss Gesetz überprüfen: Vermehrte Ausbildung zum Hausarzt (kein Zwang).
- Mehr und engere Kontakte zwischen Hausärzten und Studierenden.
- Bessere akademische Wahrnehmung der Hausarztmedizin.
- Hausarzt-Koordinatoren an der Uni.
- Forschung in der Hausarztmedizin fördern.
3. Praktikum in Hausarztmedizin in der Weiterbildung
- Mentoring
- Mehr ambulante Behandlung in der Praxis
- Weitere Finanzierung, Entwicklung, Verstärkung der Assistenz in der Arztpraxis
- Assistenz in der Arztpraxis als Obligatorium?
Interprofessionalität als Zauberwort?
Viel Zeit bleibe nicht, sagte Philippe Luchsinger, Vorstandsmitglied von mfe. Es brauche denn auch schnelle, kurzzeitige Lösungen. Denn es sei unethisch, dass die Schweiz einfach weiter Ärzte im «Ausland absaugt», so die Verbandsspitze.
Das Zauberwort sei «
Interprofessionalität». Der Verband habe das schon vor Jahren erkannt. Das Ziel dahinter: einfache Bottom-up-Projekte mit Medizinischen Praxisassistentinnen, Pflegenden, Apothekern, Ärzten anderer Spezialitäten.
«Politik muss Weichen stellen!»
Zudem appelliert der Verband an die Politik und Verwaltung. Pragmatik sei gefragt. Man erwarte die Unterstützung von Projekten. Und mehr Geld.
Luchsinger nannte das Beispiel der Forderung nach mehr Kompetenz der Medizinischen Praxisassistentinnen. Das sei zwar immer wieder ein Thema. Aber bezahlen müssten die Praxen selber. «Das benötigt Goodwill». Genau das möchte man ändern.
Es sei jetzt an der Politik und Verwaltung, die «alarmierenden Ergebnisse aufzunehmen und die Weichen richtig zu stellen», so ein Fazit des Verbandes.