St. Galler Hausarzt: «Der Hausarzt wird weiblich»

Ärztinnen, die bevorzugt Teilzeit arbeiten, würden sich hervorragend als Allgemeinpraktikerinnen eignen. Dies sagt der Widnauer Hausarzt Roman Würth.

, 10. August 2017 um 09:33
image
  • hausärzte
  • ärztemangel
  • praxis
Fast zwei Drittel aller jungen Menschen, die ein Medizinstudium aufnehmen, sind in der Schweiz heute weiblich. Und im Arztberuf sind Familienplanung und Teilzeitarbeit für Frauen wichtige Aspekte der Lebensgestaltung.
Spitäler haben jedoch vor allem Interesse an Vollzeit-Ärzten. Dies sagt der Widnauer Hausarzt Roman Würth in einem Interview mit dem «St. Galler Tagblatt» (Print). Die Folge: Spitäler umwerben die wenigen Mediziner umso mehr.

Bald sind 90 Prozent Frauen

Dadurch werde der Spezialistenberuf im Spital immer attraktiver – der Kampf um Ärzte immer grösser. Würth folgert demnach, dass sich Frauen, die bevorzugt Teilzeit arbeiten, hervorragend als Allgemeinpraktikerinnen eignen würden.
Der Hausarzt, der im Interview für einmal die Praktikersicht in die Debatte bringt, zitiert dazu auch eine Schweizer Studie, laut der bis 2035 rund 90 Prozent der Hausärzte Frauen sein könnten.

Unattraktiv? Stimmt gar nicht

Roman Würth stört sich zudem an der Behauptung, dass Hausarzt-Beruf für junge Mediziner unattraktiv sei: «Diese Aussage ist für uns Ärzte diskriminierend». Es stimme gar nicht, dass kein Interesse bestehe, in einer Allgemeinpraxis zu arbeiten.
Und auch die Gründe wie zu geringer Verdienst oder die hohe Präsenzzeit sind aus Sicht des Arztes aus dem St. Galler Rheintal nicht ausschlaggebend. Vielmehr haben wir einen massiven Ärztemangel: «Es fehlt an Nachwuchs». 

Ärzte aus dem Ausland: Zum Glück

Gründe dafür finde man vor allem in der Ausbildung, sagt der Mediziner weiter. Bedingt durch den Numerus clausus bilde die Schweiz viel weniger Ärztinnen und Ärzte aus, als Bedarf vorhanden sei.
Ganz prekär ist Würth zufolge die Situation nur deshalb noch nicht, weil viele in der Schweiz tätige Ärzte aus dem Ausland kommen. «Zum Glück haben wir noch Ärzte, die bei uns arbeiten möchten», so der Hausarzt aus Widnau. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Der Ständerat will die Hausarztmedizin stärken

Eine Motion zur Stärkung der Hausarztmedizin hat im Parlament eine Mehrheit gefunden. Ob sie im Wortlaut umgesetzt wird, bleibt fraglich.

image

«Physioswiss weiss, dass die grosse Mehrheit der Praxen einwandfrei abrechnet»

Trick 7311: Der «K-Tipp» wirft Physiotherapie-Praxen vor, einen zu hohen Tarif abzurechnen. Physioswiss erklärt, was rechtens ist.

image

Bern: Physiotherapie gehört in die integrierte Versorgung

Das Berner Kantonsparlament spricht sich klar für eine Stärkung der Physiotherapie aus: Sie soll in die Notfallstationen integriert werden – und mehr Kompetenzen bekommen. Der Regierungsrat muss dies nun angehen.

image

So will ein Landwirt die Tarifpartner entmachten

Die Hausärzte und Hausärztinnen sollen per Gesetzesänderung besser gestellt werden, verlangt eine Motion: Die Tarifpartner seien dazu nicht in der Lage.

image

Innovative Kinderradiologie am Kantonsspital Baden

Das Kantonsspital Baden setzt in seinem Neubau neue Massstäbe in der patientenfreundlichen Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Die Kinderradiologie bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen und arbeitet eng mit anderen Fachbereichen zusammen.

image

Nachhaltig: Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues

HARTMANN erweitert sein Portfolio um die nachhaltigen Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues. Die Tücher werden aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt und vereinen hohe Wirksamkeit, Materialverträglichkeit und Hautfreundlichkeit. Dabei werden Plastikabfall sowie CO₂-Emissionen reduziert.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.