Was manche Schweizer Ärzte von HIV-Selbsttests halten

Eine Ärztegesellschaft warnt vor HIV-Tests, die es etwa in der Migros zu kaufen gibt. Unter anderem raten die Ärzte dringend davon ab, die Cumulus-Daten weiterzugeben.

, 23. Mai 2019 um 05:00
image
  • ärzte
  • praxis
  • hiv
  • medikamente
Es überrascht nicht, dass die Ärzteschaft eher skeptisch gegenüber HIV-Selbsttests ist. Die Walliser Ärztegesellschaft (VSÄG) warnt nun aber offen vor den Risiken in Zusammenhang mit den in der Migros, im Grosshandel und Internet frei käuflichen HIV-Tests. Die VSÄG empfiehlt hier, eine Gesundheitsfachperson zu konsultieren.
Für Personen ohne HIV-Infektionsrisiko bestehe mit dem Schnelltest für Zuhause ein hohes Risiko für falsch positive Resultate. Dies wäre mit einer unbegründeten Verunsicherung verbunden – und würde zu unnötigen medizinischen Mehrkosten führen, argumentiert die Ärztegesellschaft.

Keine Cumulus-Karte zücken!

Weiter bestehe die Gefahr, dass sich Personen «durch einen negativen Test in falscher Sicherheit wiegen.» Vor allem, wenn die Informationen in der Packungsbeilage falsch verstanden werden, wie es heisst. Ferner bestehe bei einer HIV-Risikosituation eine potentiell andere Geschlechtskrankheit, die einer Abklärung bedarf. 
Überdies rät die Walliser Ärztegesellschaft davon ab, die Cumulus-Karte beim Kauf einzusetzen: «Bevor Sie an der Kasse bezahlen, überdenken Sie, ob Sie wirklich Ihre Cumulus-Karte zücken wollen und damit eine sehr schützenswerte Information an die Migros und ihre Partner weitergeben wollen.»  

Schritt zum HIV-Test erleichtern

Seit Juni 2018 dürfen in der Schweiz HIV-Tests zur Eigenanwendung verkauft werden. Die Heilmittelbehörde Swissmedic hat die Abgabe von HIV-Selbsttests an das Publikum bewilligt. 
Die Eidgenössische Kommission für sexuelle Gesundheit (EKSG) und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hatten eine entsprechende Empfehlung im Interesse der öffentlichen Gesundheit abgegeben.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Medikamente: Nationalrat lehnt einfachere Zulassung ab

Im Unterschied zum Ständerat will der Nationalrat nichts wissen von einer erleichterten Einfuhr patentabgelaufener Medikamente.

image

Medis im Ausland günstig kaufen? Vergiss es

Der Ständerat will nicht, dass Kosten gespart werden, indem der Kauf von Medikamenten im Ausland zulasten der Grundversicherung ermöglicht wird.

image

Fünf goldene Regeln, wie Ärzte den Patienten Zahlen verständlich machen

Laborwerte, Risiken, Therapieeffekte – viele Aufklärungsgespräche scheitern an medizinischen Zahlen. Doch wie erläutert man, was eine Behandlung bringt? Ein Vorschlag.

image

«Manche haben unrealistische Erwartungen an die Schweiz»

Die Schweiz erscheint für viele ausländische Ärzte als Traumland. Was es braucht, damit der Jobwechsel gelingt, erklären die Ärztevermittler Francesca und Jan Saner.

image

US-Politik: Interpharma warnt vor Versorgungsproblemen

Donald Trump drängt ultimativ auf tiefere Medikamentenpreise für die USA – auf Kosten kleiner Märkte. Die Pharmabranche fordert nun rasche und entschlossene Reformen in der Schweiz.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.