Vorerst doch kein «Nottwil für Hirnverletzte»

Dutzende Plätze für Hirnverletzte und 200 Jobs waren geplant. Aus dem Hirn-Kompetenzzentrum in Roggwil wird jetzt wohl aber doch nichts.

, 15. Februar 2016 um 09:49
image
  • pro integral
  • pflege
  • kanton bern
Über die Gönnervereinigung für den Bau eines Pflegezentrums für Hirnverletzte in Roggwil ist der Konkurs eröffnet worden. Dies meldete am Wochenende das Internetportal «Zentralplus».
Zu den Gläubigern der Stiftung Pro Integral zählen unter anderem die Ausgleichskasse Luzern und ein Architekturbüro, das Pläne für den Bau realisierte.

Hoffen auf weitere Spenden

Das Projekt sei wegen ausbleibender Spenden in finanzielle Schieflage geraten, sagte Franz Müller, Präsident der 2006 gegründeten Gönnervereinigung, im Interview mit «Zentralplus».
Die Initianten halten trotzdem am Projekt fest. Der Verein werde die Konkurseröffnung anfechten. Es liege eine schriftliche Zusage für eine Spende vor, sagte Müller weiter. Diese soll sowohl die Schulden zahlen wie auch später das Zentrum finanzieren.
Bleibt das erhoffte Geld aus, wolle sich der Verein anstelle des Baus auf Prävention und Aufklärung konzentrieren. Als Botschafter der Stiftung werben auf der Webseite Skirennfahrer Daniel Albrecht und Fernsehmoderator Patrick Rohr.

Letzter Jahresbericht aus dem Jahr 2011

Pro Integral sammelte in den letzten acht Jahren Mitglieder- und Spendengelder in Millionenhöhe. Die Gelder wurden laut dem Präsidenten einerseits für die Planung des Zentrums investiert, andererseits seien sie aber auch Hirnverletzten direkt zugute gekommen.
Die letzte Jahresrechnung, die Pro Integral veröffentlicht hat, stammt aus dem Jahr 2011: In einem einzigen Jahr akquirierte der Verein gut eine Million Franken. Pikantes Detail: Die Stiftung Zewo führt Pro Integral seit Dezember 2013 auf ihrer Liste mit nicht transparenten Organisationen.

Analog Paraplegikerzentrum

Die in Sursee LU ansässige Stiftung gab die Pläne für ein Hirnverletztenzentrum im bernischen Roggwil im Jahr 2008 bekannt. Sie sprach damals von einer schweizweit einmaligen Einrichtung, mit der eine Lücke in der Gesundheitsversorgung geschlossen werde – analog dem Paraplegikerzentrum in Nottwil.
75 Plätze für hirnverletzte Personen waren geplant: 56 in der Pflegeabteilung, 15 in Wohngruppen und vier in Ferienzimmern. Nach Angaben von 2010 sollten durch das Hirnzentrum in Roggwil bis zu 200 Arbeitsplätze entstehen. Die Anlagekosten inklusive Grundstückerwerb bezifferten die Betreiber auf über 70 Millionen Franken.

  • Lesen Sie hier den ganzen Bericht auf «Zentralplus»

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Sektionen des Pflegefach-Berufsverbands lösen sich auf

Mit etwas Wehmut nehmen die bisherigen regionalen Sektionen des Berufsverbands Abschied. Ab nächstem Jahr gibt es nur noch eine gesamtschweizerische Organisation.

image

Ein Blutstropfen Hoffnung bei Alzheimer

Neue Bluttests könnten die Alzheimer-Diagnostik revolutionieren – früher, einfacher, präziser. Sie eröffnen Chancen, das Gesundheitssystem zu entlasten und geben Patient:innen und Ärzt:innen neue Hoffnung.

image

BFS: Zahl privater Spitex-Anbieter erreicht Rekordwert

Die Zahl privater Spitex-Anbieter erreichte 2024 einen neuen Höchststand: 844 gewinnorientierte Unternehmen leisten immer mehr Pflegestunden, während gemeinnützige Organisationen Marktanteile verlieren.

image

Pflegeinitiative: Politik bremst bei der Umsetzung – erst Kosten, dann Gesetz

Die Beratungen über das neue Pflegegesetz gehen in eine neue Runde: Die zuständige Nationalrats-Kommission will genauer wissen, was das kostet. — «Unfassbar!», kommentiert dies der Personalverband SBK.

image

Krankenkassen fordern Vorgaben für psychiatrische Angehörigenpflege

Mit Qualitätsverträgen wollen die Krankenversicherungen die Grenze zwischen psychiatrischer Grundpflege und Alltags-Betreuung bestimmen.

image

Pflegeinitiative: SBK gegen Medienberichte

Zwei Milliarden jährlich für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege? Nach Meldungen über Milliardenkosten wegen der Pflege-Initiative warnt der Personalverband SBK vor einer verzerrten Debatte.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.