Videosprechstunden? Warum eigentlich nicht?

Eine Umfrage in Deutschland deutet an, dass sich die Praxisärzte langsam mit E-Health anfreunden. Aber eben: langsam.

, 20. Januar 2017 um 06:00
image
  • praxis
  • e-health
  • telemedizin
  • trends
Interessant ist nicht die Zahl, interessant ist die Veränderung: Knapp die Hälfte der Ärzte in Deutschland kann sich vorstellen, Video-Konsultationen abzuhalten. Oder genauer: 47 Prozent sagten dies in einer Umfrage aus, welche die Stiftung Gesundheit unter niedergelassenen Ärzten durchführen liess.
Im Vorjahr hatten sich noch 39 Prozent Telemedizin-Einsätze vorstellen können. Auf der anderen Seite sank die Zahl der Gegner von fast zwei Dritteln (61,3 Prozent) auf gut die Hälfte (53 Prozent).
Bekanntlich sträuben sich noch viele niedergelassene Ärzte gegen Neuerungen wie Videosprechstunden oder elektronische Patientenakten: In dieser Beziehung scheinen sich Deutschland und die Schweiz ja durchaus zu ähneln. Und glaubt man den neuen Zahlen aus Deutschland, ist die die Grundskepsis immer noch beträchtlich.
Denn nur 12 Prozent sagten in der Stiftungs-Umfrage, dass sie die Entwicklung hin zu E-Health gut finden und aktiv daran teilnehmen. Ein knappes Drittel findet eHealth zwar «im Grundsatz» gut, will aber abwarten. Und über als ein Drittel (37 Prozent) stehen der Sache laut eigener Aussage skeptisch gegenüber.
image
Frage: Wo sehen Sie die grössten Probleme von eHealth? (Grafik: Stiftung Gesundheit)
Interessant ist nun die Frage nach dem Warum. Sehr häufig angekreuzt wurde die Antwort: «Die praktische Umsetzung ist noch nicht ausgereift» (67 Prozent). Hinzu kamen 33 Prozent, die meinten: «Ich befürchte zu viel Aufwand». Addiert deuten diese beiden Antworten auf eine allgemeine Befürchtung hin, E-Health sei eine komplizierte, aufwändige und gewöhnungsbedürftige Sache.
Ebenfalls oft genannt werden Sorgen um den Datenschutz (62 Prozent). Zudem befürchtet ein Viertel der Mediziner, dass sich die Bindung zwischen Arzt und Patient durch die digitalen Entwicklungen verschlechtern könnte.
image
Frage: Gibt es Patientengruppen, bei denen Sie sich Videosprechstunden besonders gut vorstellen könnten?
Nun bedeutet E-Health allerhand, und auch Telemedizin kann mal mehr, mal weniger sinnvoll sein. Also wurden die Befürworter von Videosprechstunden auch gefragt, bei welchen Patientengruppen sie sich das vorstellen könnten. Die meisten nannten dabei Patienten, die nur eingeschränkt mobil sind (82 Prozent). Weitere sinnvolle Zielgruppen seien Menschen mit langem Anfahrtsweg (72 Prozent) sowie chronisch kranke Patienten (53 Prozent). 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Ein Oensinger Gesundheitszentrum betreibt den ersten «Medicomat» in der Schweiz

Das Gerät im Vitasphère-Gesundheitszentrum funktioniert wie ein Getränkeautomat. Doch statt Flaschen gibt der Automat rund um die Uhr Medikamente heraus.

image

Diese 29 Erfindungen machen die Medizin smarter

Das US-Magazin «Time» kürte die wichtigsten Innovationen des Jahres aus dem Gesundheitswesen. Die Auswahl zeigt: Fortschritt in der Medizin bedeutet heute vor allem neue Schnittstellen zwischen Mensch, Maschine und Methode.

image

KSGR: Frauenklinik führt 4-Tage-Woche ein

Die Frauenklinik Fontana des Kantonsspitals Graubünden führt eine 4-Tage-Woche ein: 42 Stunden werden auf vier Tage verteilt, das Gehalt bleibt unverändert. Andere Spitäler sehen das Modell skeptisch.

image

Erstmals sind mehr Kinder über- als untergewichtig

Es gibt immer weniger Kinder, die unterernährt sind – dafür immer mehr, die zu viel essen. Auch in der Schweiz. Das zeigt der neuste Uno-Bericht.

image

Deutschland: Drogerieriese drängt in Gesundheitsvorsorge

Die Drogeriekette DM bietet neu auch Gesundheitsservices an. Der Konzern arbeitet mit professionellen Partnern – Fachärzte äussern Kritik.

image

Fünf goldene Regeln, wie Ärzte den Patienten Zahlen verständlich machen

Laborwerte, Risiken, Therapieeffekte – viele Aufklärungsgespräche scheitern an medizinischen Zahlen. Doch wie erläutert man, was eine Behandlung bringt? Ein Vorschlag.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.