Universitätsspital Zürich: Rita Ziegler tritt zurück

Das grösste Unispital der Schweiz benötigt ab Frühjahr einen neuen Direktionsvorsitzenden. Sollte die Suche länger dauern, würde der ärztliche Direktor Jürg Hodler einspringen.

, 10. September 2015 um 09:46
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Die Vorsitzende der Direktion des Universitätsspitals Zürich gibt ihre Stelle per Ende März 2016 ab – nachdem sie das grösste Schweizer Unispital seit Februar 2008 geleitet hatte.
Rita Zieglers Rücktritt erfolge «im Hinblick auf die Vollendung ihres 63. Lebensjahres», erklärt das USZ in einer Mitteilung.
«Es ist eine Lebensphase, in der man sich überlegt: Was kommt noch? Was mache ich noch? Wie geht es weiter?», erklärte Ziegler an einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz am Donnerstag Vormittag; die Mitarbeitenden waren zeitgleich informiert worden. 

«Ich bin stolz auf die Leute, die wir heute haben»

Aber nach 8 Jahren in der Leitung einer der grössten Institutionen des Kantons Zürich sei es doch angemessen, abzugeben. Natürlich tue sie dies auch mit einem weinenden Auge: Zum Beispiel habe die Direktion nun viele Projekte eingeleitet, die auf längere Zeit hinaus wirken, so Ziegler – und die sie nun nicht zuende begleiten könne.
Als Beispiel nannte die scheidende Direktorin die geplante Neuentwicklung des Hochschulquartiers und das USZ-Grossambulatorium beim Zürcher Flughafen, welches 2020 eröffnet werden soll. «Man kann nie alles vollenden, was man angestossen hat.»
Am Herzen sei ihr gelegen, eine Spitaldirektion zu leiten, die stark ist und in der alle Mitglieder über ihr Gebiet hinaus denken: Sie sei «stolz auf all die Leute, die wir heute da haben, die ich gewinnen durfte, und von denen ich überzeugt bin, dass sie das USZ tragen.» Deshalb, so glaube sie, sei es ein guter Zeitpunkt, das USZ zu verlassen.

Höhen und Tiefen, die nicht an die Öffentlichkeit gehören

«Rita Ziegler hat das USZ geprägt», meinte der Präsident des Spitalrates, Martin Waser. Auch er erwähnte unter Zieglers Leistungen insbesondere die Einleitung der baulichen Gesamtsanierung.
Zur Nachfolgeregelung erklärte der Zürcher Stadtrat: «Wir werden die Ausschreibung forcieren und möglichst rasch eine Auswahl treffen.» Sollte es dennoch zu einer vorübergehenden Vakanz kommen, so wird Jürg Hodler interimistisch den Vorsitz übernehmen. Hodler ist ärztlicher Direktor des USZ und aktuell bereits Stellvertreter von Rita Ziegler.
Gefragt nach Tiefpunkten ihrer Zeit am USZ erwähnte Ziegler die Auseinandersetzung mit den Kaderärzten. Zu Jahresbeginn 2011 hatten die Ärzte des USZ mehrfach Kritik geäussert und in einer internen Untersuchung auch erhebliche Vertrauensmängel gegenüber der Spitaldirektion manifestiert. Es sei in ihrer Funktion als Direktorin nicht zu vermeiden gewesen, so Ziegler heute, «dass auch einige Leute sich nicht beachtet fühlen». Logischerweise mache man in dieser Funktion Höhen und Tiefen mit, «die nicht an die Öffentlichkeit gehören».

«…das USZ auch im nationalen Umfeld positionieren»

Im Communiqué zum Rücktritt von Rita Ziegler erwähnt das USZ insbesondere auch die Lancierung der neuen Spitalfinanzierung, wo die Direktionsvorsitzende «die Voraussetzungen dazu geschaffen (hat), dass sich das USZ im neuen Konkurrenzumfeld der Fallpauschalen erfolgreich behaupten kann.»
Wichtig sei Ziegler stets auch gewesen, «das USZ auch im nationalen Umfeld zu positionieren, um mit dessen Kompetenz übergeordnete Rahmenbedingungen im schweizerischen Gesundheitswesen mitzugestalten.» Dies führte unter anderem zur Gründung des Verbandes «Universitäre Medizin Schweiz» im Mai, dessen Präsidium Rita Ziegler seither innehat. 
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