Unispital Basel beobachtet bei Privatpatienten kürzere OP-Dauer

Das USB stellt keine Verbindung zwischen der Versicherungsklasse und dem Risiko für postoperative Wundinfektionen fest. Dafür scheint die Operationsdauer davon abzuhängen, ob der Patient allgemein oder privatversichert ist.

, 23. Juli 2019 um 08:06
image
Studien deuten bei einzelnen Operationstypen bislang auf einen Zusammenhang zwischen Versicherungsstatus und Infektionsrisiko nach dem Eingriff hin. Ein Papier vom Universitätsspital Basel (USB) widerlegt nun die These, eine tiefere Versicherungsklasse mit höheren Infektionsraten in Verbindung zu bringen.
Ein Forschungsteam unter der Leitung von Andreas Widmer und Jan Roth konnten in ihrer Erhebung nachweisen: Am Basler Unispital besteht kein Unterschied bei der Infektionsrate zwischen allgemein, halbprivat und privat versicherten Patienten. 

«Es gibt keine Zweiklassenmedizin»

«Am Universitätsspital Basel erhalten allgemein, halbprivat und privat versicherte Patienten eine gleich gute medizinische Behandlung», kommentiert das Spital die Studie in einer Mitteilung. Am Unispital Basel gebe es keine Zweiklassenmedizin, so die Schlussfolgerung. 
Die ausgewerteten Daten stammen von fast 5'400 Patienten, die am USB behandelt wurden. Mehr als ein Viertel der «nosokomial» Infektionen treten nach Operationen auf. Schätzungen zufolge erleiden bis zu 20 Prozent der Patienten nach operativen Eingriffen eine Wundinfektion.
image
Quelle: «Infection Control & Hospital Epidemiology»

Warum die OP-Dauer bei Privatpatienten kürzer ist

Die Studie zeigt zudem: Privatversicherte Patienten werden rund 20 Minuten weniger lang operiert als Patienten aus anderen Versicherungsklassen. Und Privatpatienten bleiben im Median einen Tag länger im Spital als Allgemeinversicherte.  
«Die kürzere Operationsdauer bei privat versicherten Patienten spiegelt möglicherweise deren Betreuung durch erfahrenere Chirurgen wider», so die Erklärung der Studienautoren.
Die soeben in der Fachzeitschrift «Infection Control & Hospital Epidemiology» veröffentlichte Studie ist die erste Analyse in der Schweiz, die den Zusammenhang zwischen der Versicherungsklasse und dem Risiko für Wundinfektionen anhand verschiedenster chirurgischer Eingriffe untersucht hat.
Brian T. Duggan, Jan A. Roth, Marc Dangel, Manuel Battegay and Andreas F. Widmer. «Impact of health insurance status on surgical site infection incidence: A prospective cohort study», in: «Infection Control & Hospital Epidemiology», Juli 2019.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

ETH Zürich: Mikroroboter bringt Medikamente direkt ins Gehirn

ETH-Forschende haben einen magnetisch steuerbaren Mikroroboter entwickelt, der auch in komplexe Gefässstrukturen vordringt. Das System bringt Medikamente präzise an den Zielort – und löst sich danach auf.

image

Krankenkassen: Gezielte Empfehlungen sollen künftig erlaubt sein

Bisher dürfen Krankenversicherungen ihre Kunden nicht je nach ihrer Erkrankung über geeignete Massnahmen informieren. Das soll anders werden.

image

Gehälter von KVG-Managern «haben inakzeptable Höhen erreicht»

Die Kommission für soziale Sicherheit des Nationalrats kritisiert die hohen Gehälter einiger Krankenkassenmanagern und schlägt eine gesetzliche Deckelung vor.

image

Swiss Bridge Award 2025 geht an Krebsforschende aus Zürich und Berlin

Andreas Moor (ETH Zürich) und Inmaculada Martínez Reyes (DKFZ/Charité Berlin) erhalten je 250’000 Franken für ihre Arbeiten an zielgerichteten Krebstherapien – von «smarten» Proteinmolekülen bis zu personalisierten Immunzellen.

image

USZ, CHUV und USB gehören zu Europas forschungsstärksten Spitälern

Seit der Jahrtausendwende haben sich die Patentanmeldungen europäischer Kliniken verdreifacht. Schweizer Häuser spielen vorne mit.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.