Jährlich erkranken in der Schweiz über 200 Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren an Krebs. Am häufigsten treten Leukämien und Hirntumore auf. Die Ursachen dieser Erkrankungen im jungen Alter sind weitgehend unbekannt. Neben einer genetischen Veranlagung wird auch der Einfluss von Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung diskutiert.
Distanz von unter 100 Metern
Die ISPM-Studie basiert auf einem Abgleich der Daten des Schweizer Kinderkrebsregisters (SKKR) und der Schweizerischen National Kohorte (SNC) über einen Zeitraum von 23 Jahren zwischen 1985 und 2008. Es wurde untersucht, ob Kinder, die sehr nahe an Autobahnen oder Autostrassen aufwuchsen, ein erhöhtes Krebsrisiko aufwiesen.
Für Leukämien wurde bei Kindern in der Distanzkategorie unter 100 Meter von der nächsten Autobahn oder Autostrasse ein um 47 bis 57 Prozent erhöhtes Risiko ermittelt im Vergleich zu Kindern, die mehr als einen halben Kilometer zur nächsten Autobahn oder Autostrasse wohnten.
Benzol als mögliche Ursache
Bei einer Unterteilung nach Altersklassen zeigte sich, dass das Leukämierisiko vor allem bei Kindern im Alter bis zu vier Jahren stark erhöht ist. Bei anderen Krebsarten wie Hirntumore oder Lymphome fanden die Forscher keine klaren Hinweise auf ein erhöhtes Risiko.
Die Tatsache, dass nur bei Leukämien ein erhöhtes Risiko gefunden wurde, könnte laut den Autoren auf Benzol als Ursache hinweisen. So ist bekannt, dass eine hohe Benzolbelastung am Arbeitsplatz bei Erwachsenen Leukämien auslösen kann.
Gemäss Kinderärztin Claudia Kuehni, Leiterin des Schweizer Kinderkrebsregisters, fanden sich in mehreren Studien aus anderen Ländern ebenfalls Hinweise für ein erhöhtes Krebsrisiko von Kindern, die nahe an stark befahrenen Strassen aufwuchsen.
Ben D Spycher, Martin Feller, Martin Röösli, Roland A Ammann, Manuel Diezi, Matthias Egger, Claudia E Kuehni.
Childhood cancer and residential exposure to highways: a nationwide cohort study. Eur J Epidemiol, doi: 10.1007/s10654-015-0091-9