Die Stimmung unter den Spitalärzten in der Romandie scheint ziemlich trübe. Der «Courrier du Médecin Vaudois», das Organ der Ärztegesellschaft am Genfersee, widmet jedenfalls seine neue Ausgabe genau diesem Thema – der «Ras le bol»-Atmosphäre an den Spitälern. Oder auf Deutsch: Der «Mir reichts!»-Stimmung insbesondere unter den Kaderärzten.
In mehreren Stellungnahmen schildern Mediziner, wie fachfremde Instanzen immer mehr Einfluss erhalten auf den Beruf des Spitalarztes. Begleitet werden die Beiträge von einer kleinen Umfrage. Ein Thema dort: Wie ist das Verhältnis zu den Spitalverwaltungen?
Die Aussage ist klar: Das Verhältnis wird schlechter. Konkret befragte die Ärztegesellschaft SVM 120 aktive Ärzte aus öffentlichen und privaten Spitälern. Wie hat sich das Verhältnis zu den Spitaldirektionen entwickelt? – so eine Frage.
Antwort: mässig. Oder genauer: Eine Mehrheit antwortete, das Verhältnis habe sich in den letzten Jahren entweder leicht (24 Prozent) oder deutlich (36 Prozent) verschlechtert. Nur zehn Prozent der Befragten fanden, die Beziehung von Direktionen und Ärzten hätten sich verbessert.
Hie Politik, da Ärzte
Grundsätzlich wird deutlich, dass die Ärzte wieder eine verstärkte Auftrennung wünschen: hier Politik und Management, da ärztliche Tätigkeit. Zwei Drittel der Waadtländer Spitalärzte sagten aus, dass sie «l’ingérence du monde politique et administratif dans le monde médical» gar nicht schätzen. Zehn Prozent blieben unbestimmt, während nur 2,5 Prozent hierin etwas Positives sahen.
Der Einfluss der Verwaltung auf die Medizin wird zudem als schlecht fürs Verhältnis zu den Patienten beurteilt. 36 Prozent der Ärzte fanden diesen Aspekt «beunruhigend»; 41 Prozent antworteten, der Management-Einfluss sei schwerwiegend und könnte dereinst schädlich werden.
Der Einfluss der Verwaltung auf die Medizin wird zudem als schlecht fürs Verhältnis zu den Patienten beurteilt. 36 Prozent der Ärzte fanden diesen Aspekt «beunruhigend» und 41 Prozent antworteten, der Management-Einfluss sei schwerwiegend und könnte dereinst schädlich werden.
Laut dem «Courrier» wurde in den Fragebögen beziehungsweise qualitativen Befragungen klar, worunter die Spitalärzte nach eigenem Empfinden leiden: Sie haben zu viele administrative Belastungen. Und es gibt zu viele Auflagen, die von Personen gemacht werden, welche nichts mit der medizinischen Arbeit zu tun haben.
Wer will da noch Arzt werden?
Mehrmals sei auch die Befürchtung geäussert worden, dass sich dies negativ auf den Mediziner-Nachwuchs auswirken könnte: Denn bei der Aussicht, dass sie dereinst einen Beruf mit so wenig Freiheiten ausüben müssten, könnten die Studenten vermehrt ausbleiben beziehungsweise aufhören.
In der Tendenz ergänze sich die Aussagen aus der Romandie mit denen einer anderen kleinen
Erhebung, welche unlängst von Vertretern des Kantonsspital St. Gallen durchgeführt wurde. In der qualitativen Erhebung wurden ehemalige Chefärzte nach Gründen befragt, weshalb sie ihr Amt zur Verfügung gestellt hatten. Fast alle Gesprächspartner nannten dabei die übermässige Belastung durch administrative Tätigkeiten als entscheidenden Faktor.
«Verbesserung der Organisationskultur»
Oft genannt wurden zudem die zu geringen Mitspracherechte bei klinikrelevanten Entscheidungen sowie eine ungenügende Klinikkultur.
Mit anderen Worten: Aspekte der Organisation standen ganz zuoberst auf der Verdachts-Liste. Die Autoren vermuteten denn auch, dass «Anstrengungen zur Verbesserung der Organisationskultur, mehr Mitspracherechte bei klinikrelevanten Entscheidungen und administrative Entlastung» wichtige Erfolgsfaktoren für die Einbindung der Kaderärzte sein könnten.