Ultraschall-Katheder bei Thrombosen: Neuer Schritt in Bern

Ein Team des Inselspital Bern hat am Dienstag einer schwangeren Frau und ihrem Fötus das Leben gerettet – mit einem Verfahren, das erstmals so zum Einsatz kam.

, 20. Juli 2017 um 12:21
image
  • forschung
  • kanton bern
  • insel gruppe
  • spital
Am letzten Montag gelangte um 15 Uhr eine junge Frau mit starken Schmerzen im geschwollenen linken Bein ins Berner Inselspital. Sie war in der zehnten Woche schwanger. Bei der Untersuchung wurde klar, dass die Patientin eine massive Thrombose der Beckenvenen sowie der unteren herznahen Hohlvene hatte; da sich dieses Blutgerinnsel frei bewegte, war die Gefahr einer Lungenembolie mit plötzlichem Herztod gross.
Ein Team aus Ärztinnen und Ärzten der Universitätskliniken für Angiologie, Frauenheilkunde, Hämatologie und Herzchirurgie suchte nach dem besten Vorgehen. Man entschied, eine medizinische Premiere zu wagen, um sowohl die werdende Mutter als auch ihr Kind zu retten.

Wie geht es ohne Röntgen?

Der Angiologe Nils Kucher wurde beauftragt, die Thrombose mit einem weltweit erstmals so angewandten Vorgehen zu entfernen. Am Dienstag, kurz nach Mittag, begann eine komplett strahlungsfreie Auflösungsbehandlung zur Entfernung des Gerinnsels. 
Dazu wurde der Katheter unter direkter Visualisierung durch Ultraschall bis zur Hohlvene geführt. Denn beim üblichen Verfahren zur Entfernung einer grossen Thrombose hätten die notwendigen Röntgenstrahlen zu schweren Schäden am Embryo führen können, wenn nicht gar zu dessen Absterben.

Entwarnung am Mittwoch

Die Berner Universitätsklinik für Angiologie hatte bereits 2011 als Pionierin die ultraschall-beschleunigten Auflösungen von Thrombosen eingeführt. Die Technik wurde allerdings noch nie in der Frühschwangerschaft eingesetzt.
In der Ultraschallkontrolle am Mittwoch konnte entwarnt werden: Die Thrombose hatte sich vollständig aufgelöst. Dem Embryo geht es gut. Noch am selben Abend konnte die Patientin das Inselspital beschwerdefrei verlassen, nachdem die Pränatalmediziner die Intaktheit der Schwangerschaft bestätigt hatten.

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Empa-Forschende entwickeln selbsthaftende künstliche Hornhaut

Forschende der Empa und der Universität Zürich haben eine künstliche Hornhaut entwickelt, die künftig Spendergewebe ersetzen könnte.

image

«Eine frühzeitige Blutverdünnung nach einem Schlaganfall ist sicher und wirksam»

Im Interview erklärt Neurologe Urs Fischer, Chefarzt am Inselspital Bern, was die Ergebnisse der CATALYST-Studie für die klinische Praxis bedeuten – und warum alte Leitlinien überdacht werden sollten.

image

Das Ludwig-Institut bleibt in Lausanne

Zehn Jahre nach der Gründung der Partnerschaft mit dem CHUV und der Uni Lausanne wird das Ludwig-Institut in die Universität integriert. Es soll mehr über Immuntherapie und Tumor-Mikroumgebung geforscht werden.

image

Auf dem richtigen Weg

Der Markt für Krankenhaus-Informationssysteme (KIS) befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation. Die aktuellen Trends und Herausforderungen der Branche sowie die Erwartungen der Kliniken beleuchtet Dirk Müller, Director Product Management CIS4U bei Dedalus HealthCare.

image

«Wir erreichen heute Areale, die früher unzugänglich waren»

Thomas Gaisl vom USZ über Präzisionsgewinne, Patientennutzen und technische Grenzen der robotisch-assistierten Bronchoskopie – das Interview.

image

Internationale Anerkennung für Schweizer Lungenkrebs-Forscherin

Solange Peters, Leiterin der medizinischen Onkologie am CHUV, erhält den Paul A. Bunn, Jr. Scientific Award, eine der höchsten internationalen Auszeichnungen für Lungenkrebsforschung.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.