Derzeit sorgt der Fall eines Mannes für Schlagzeilen, weil er per Video von seinem bevorstehenden Tod erfahren hat. Ein zugeschalteter Arzt eröffnete in den USA einem schwer kranken Mann, dass seine Lunge versagen und er nicht mehr nach Hause zurückkehren werde. Dies berichten übereinstimmend mehrere US-amerikanische Medien
(etwa hierhier oder hier).«Wissen Sie, ich weiss nicht, ob er es nach Hause schafft», sagte der Mediziner zur Enkelin des Patienten, welche die Szene mit dem Smartphone aufgenommen hat. Der 79-Jährige habe womöglich nur noch Tage zu leben. Zwei Tage später starb der Mann im Kaiser Permanente Medical Center, wo er behandelt wurde.
«Das hätte ein Mensch persönlich übernehmen müssen»
«Wir wussten, dass das kommen wird und dass er sehr krank ist», sagten Familienangehörige
dem lokalen TV-Sender KTVU. Aber niemandem solle diese Nachricht so überbracht werden. «Das hätte ein Mensch persönlich übernehmen müssen».
Zudem stand der Roboter ungünstig: Der schwerhörige Patient konnte die Botschaft schlecht verstehen. Das Gerät habe nicht auf die andere Bettseite gehen können. Seine Enkelin musste demnach das Gesagte wiederholen. Die Hinterbliebenen zeigten sich verstört über das Vorgehen der Klinik.
Telemedizin als Zusatzbetreuung
Das Spital in Fremont im Bundesstaat Kalifornien verteidigt den Einsatz von Telemedizin: Dies sei als Zusatzbetreuung gedacht, ersetze aber nicht das persönliche Gespräch mit einem Patienten und dessen Angehörigen. Bei den Videogesprächen mit einem Mediziner sei es eigentlich üblich, dass stets eine Pflegefachperson oder ein anderer Arzt mit im Raum sei.
Beim besagten Videochat habe es sich zudem um ein Folgegespräch nach vorherigen persönlichen Visiten gehandelt – auch die Initialdiagnose sei nicht per Videoübertragung übermittel worden, erklärte die Health Maintenance Organization weiter. Man habe regelmässig mit dem Patienten und seiner Familie gesprochen.