Teure Krebstherapien: Es geht auch viel kostengünstiger

Die Schweizer Universitätsspitäler wollen das Feld der Krebsimmuntherapie nicht der Pharma-Industrie überlassen. Sie treiben deshalb die Forschung gemeinsam voran.

, 29. Juli 2019 um 07:00
image
  • pharma
  • spital
  • kymriah
  • onkologie
  • universitätsspital lausanne
Die Universitätsspitäler schliessen sich zusammen, um individuelle Zelltherapien bei bestimmten Krebsarten künftig selber anbieten zu können. «Wir sind überzeugt, dass solche Krebstherapien mit deutlich geringeren Kosten realisiert werden können», sagt Roger von Moos der «NZZ am Sonntag». Er ist Präsident der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK) und Chefarzt der Onkologie am Kantonsspital in Chur (KSGR).
Die Behandlung mit der Novartis-Therapie Kymriah gegen Formen von Blut- und Lymphdrüsenkrebs kostet rund 300'000 Franken. Der genaue Preis ist bis jetzt öffentlich nicht bekannt. Offiziell ist die neue Behandlungsmethode von Novartis seit letztem Oktober in der Schweiz zugelassen. Knapp 20 Patienten wurden hier bereits damit behandelt, zum Teil mit grossem Erfolg. 

Kosten einen Drittel günstiger 

Die Zentren der Universitätsspitäler wollen künftig nun besser koordinieren und zusammenarbeiten. Durch die Bündelung ihrer Anstrengungen soll ein Kostenrahmen von 150'000 bis 200'000 Franken pro Therapie angepeilt werden, so von Moos. Zelltherapien, Krebszellen mit dem körpereigenen Abwehrsystem zu bekämpfen, gelten als grosser Hoffnungsträger in der Krebsbehandlung. 
Unter der Leitung der SAKK werde zurzeit die gemeinsame Plattform der Schweizer Unispitäler aufgebaut. Die Anschubfinanzierung von maximal fünf Millionen Franken für den Aufbau der neuen Plattform soll von der Krebsforschung Schweiz (KFS) getragen werden, wie es weiter heisst. Die Entwicklung dürfte aber noch einige Jahre dauern. 

Krankenkassen unterstützen die Plattform

Das Universitätsspital Lausanne (CHUV) ist eines der Schweizer Zentren, die bereits eigene Zelltherapie testen. Derzeit läuft ein entsprechendes Projekt gegen schwarzen Hautkrebs. Nebst Blutkrebserkrankungen wolle sich die neue Allianz auf Tumorarten wie Lungen-, Brust- oder Darmkrebs fokussieren. Jedes Unispital soll sich auf ein Gebiet spezialisieren und es allen anderen zur Verfügung stellen. 
Die Politik begrüsst gemäss der NZZaS das akademische Kompetenzzentrum für Zelltherapien der Unispitäler. Unterstützung erhalten die Kliniken auch von den Branchenverbänden der Krankenkassen. Und auch die Heilmittelbehörde Swissmedic sei mit an Bord. In Europa ist die Schweiz das erste Land, indem die Spitäler gemeinsam eine Zelltherapie entwickeln.  
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

BAG senkt Preise von 300 Medikamenten

Bei rund der Hälfte der überprüften Medikamente greift das Bundesamt für Gesundheit durch: Die Preise sinken im Schnitt um zwölf Prozent, was Einsparungen von rund 65 Millionen Franken bringen soll.

image

Apotheken dürfen mehr von ihrer Arbeit verrechnen

Der neue Tarifvertrag für die Apotheken regelt, wie viel die Verblisterung von Medikamenten und die Beratung künftig kosten darf.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Auf dem richtigen Weg

Der Markt für Krankenhaus-Informationssysteme (KIS) befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation. Die aktuellen Trends und Herausforderungen der Branche sowie die Erwartungen der Kliniken beleuchtet Dirk Müller, Director Product Management CIS4U bei Dedalus HealthCare.

image

Abnehmspritzen für Minderjährige: Erlaubt, aber wenig verordnet

Seit vier Monaten ist Wegovy auch für Kinder ab 12 Jahren zugelassen. Die Bedingungen sind aber streng. Zu streng, wie eine Kinderärztin kritisiert.

image

Bürokratie auf der Packung: Heilmittel-Firmen schlagen Alarm

Eine Allianz von Pharmafirmen wendet sich gegen die geplante Pflicht, individuelle Sicherheitsmerkmale auf Medikamentenpackungen zu setzen: Günstige Arzneimittel würden bedroht – obwohl es gar keinen Grund für die ganze Bürokratie gibt.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.