11 freie Plätze im Pflegeheim Des Alpes in Merligen, 10 freie Plätze im Carpediem in Stettlen: Die Liste der Angebote der Alters- und Pflegeheime im Kanton Bern ist lang – mittlerweile sind 150 Plätze ausgeschrieben. Und sie wird immer länger. Denn nicht nur in Bern leeren sich die Alterseinrichtungen.
Kantone verordnen strikte Besuchsregeln
«Die ganze Branche spürt eine gewisse Zurückhaltung», heisst es bei der Tertianum-Gruppe. Wie viele freie Plätze es in den 82 Tertianum-Betrieben in der Schweiz gibt, will sie nicht sagen.
Verzichten ältere Menschen auf einen Heimeintritt, weil sie die strengen Besuchsbeschränkungen fürchten? Das kann man bei der Tertianum-Gruppe nicht beurteilen. Tatsache ist aber: Obwohl die Bewohner in vielen Heimen bereits die zweite Impfung erhalten haben, gelten immer noch strikte Besuchsregeln. Diese verordnen die Kantone.
Eine halbe Stunde unter ständiger Kontrolle
Sehr streng ist unter anderem Solothurn: Im Pflegezentrum Magnolienpark, zum Beispiel, darf nur nach Voranmeldung und unter ständiger Kontrolle in einer speziellen Begegnungszone besucht werden. Und zwar maximal zwei Personen während höchstens einer halben Stunde – selbstverständlich nur mit Maske.
In Bern sind die Vorgaben etwas weniger strikt: In den Domicil-Heimen müssen Besuche «möglichst kurzgehalten werden», und der «Personenkreis ist stark einzuschränken.» Während der ganzen Besuchszeit herrscht Maskenpflicht. Restaurants und Cafeterias sind für Besucher und Besucherinnen tabu.
Einsamkeit nimmt auch beim Sterben zu
Die Senevita-Heime bieten Besuche im sogenannten «Raum des Wiedersehens» an – mit Abstand und Maske. Solche Besuchseinschränkungen haben bittere Folgen: Sterbende haben nur wenig oder gar keinen Kontakt zu Angehörigen. Viele Besuche bleiben wegen der umständlichen Regelungen aus.
Die Tertianum-Gruppe zieht deshalb neue Massnahmen in Betracht, wie bereits der «K-Tipp» offen gelegt hat. Die Gruppe bestätigt gegenüber Medinside: Weil sich nicht alle Bewohner in den Heimen impfen lassen, möchten die Tertianum-Heime eventuell dazu übergehen, ungeimpfte und geimpfte Bewohner zu trennen. Ob und wann diese Trennung kommt, hänge von der weiteren Entwicklung des Virus ab. «Es könnte eine mögliche Massnahme sein, um die Ansteckungen einzudämmen», heisst es bei der Tertianum-Gruppe.
Offene und gesicherte Abteilungen
Auch eine andere Trennungsmöglichkeit prüft Tertianum: Nämlich die Aufteilung der Bewohner in solche, die ein höheres Ansteckungs-Risiko in Kauf nehmen und dafür mehr soziale Kontakte haben können, und in solche, die eine möglichst grosse Sicherheit wünschen und dafür wenig oder keinen Besuch empfangen können. In der Praxis wäre diese Aufteilung in offene und gesicherte Abteilungen nicht einfach umzusetzen, gibt eine Tertianum-Sprecherin allerdings zu bedenken.
Zumindest die Zahlen geben Entwarnung
Die neuste Statistik über die Sterbezahlen in der Schweiz zeigt nun sogar erstmals seit der zweiten Pandemie-Welle eine «Untersterblichkeit» bei den Über-65-Jährigen. Das heisst: Es sterben weniger ältere Menschen als in den letzten Jahren Ende Februar üblicherweise gestorben sind.
Die Sterblichkeitszahlen sinken unter die Norm