Tertianum-Heime schwören auf FFP-2-Masken für ihre Angestellten

«Sie kosten ein Vermögen, aber sie haben eine sensationelle Wirkung», sagt Marianne Häuptli von der Tertianum-Gruppe. Seit Oktober tragen alle Angestellten eine FFP-2-Maske.

, 20. Januar 2021 um 15:50
image
  • pflege
  • tertianum
  • coronavirus
  • pflegeheim
  • arbeitswelt
18 infizierte Bewohner – und plötzlich sah sich das Thuner Alters- und Pflegeheim Bellevue-Park der Tertianum-Gruppe Anfang Januar zum Corona-Hotspot abgestempelt. Zum Leidwesen eines Bewohners. Er meldete sich in einem Leserbrief zu Wort: «Unsere Leiterin und ihr Team arbeiten vorzüglich».

Zufall, ob es ein Heim trifft oder nicht

Und er warf sich weiter für die Angestellten in die Bresche: In anderen Altersheimen sei es mit Infektionen keineswegs besser. Medinside ging dieser Behauptung nach – und es zeigt sich: Mittlerweile ist es reiner Zufall, ob es in einem Altersheim Corona-Fälle gibt oder nicht.

Keine Verbreitung mehr unter Angestellten

Allerdings ist die Tertianum-Leitung überzeugt davon, ein Mittel gefunden zu haben, wie sich das Virus zumindest unter den Angestellten nicht ungehemmt verbreiten kann. Sie tragen seit Oktober alle FFP-2-Masken. «Sie kosten zwar ein Vermögen, aber sie haben eine sensationelle Wirkung», sagt Marianne Häuptli von der Tertianum-Heim-Gruppe, welcher 80 Heime angehören.

FFP-2-Masken kosten das Sechsfache

Statt um die 20 Rappen wie die chirurgischen Masken kosten die hochwertigeren FFP-2-Masken das Sechsfache, nämlich 1.20 Franken. Doch das lohne sich allemal, sagt Marianne Häuptli. Untereinander würden sich die Mitarbeitenden kaum mehr anstecken. Nur beim direkten und engen Kontakt mit Bewohnern bei der Pflege stosse auch die hohe Wirksamkeit der FFP-2-Masken an ihre Grenzen.

Nicht mehr Todesfälle als in anderen Jahren

Im Bellevue-Park in Thun haben übrigens alle 18 infizierten Bewohner keine oder nur leichte Corona-Symptome gezeigt. Erstaunlich für Marianne Häuptli ist auch: «Bisher hatten wir in unseren Heimen nicht mehr Todesfälle als während der vergangenen Grippeperioden.»

Angestellte fühlen sich angegriffen

Was sie aber einräumt: Wird ein Altersheim – wie eben kürzlich der Bellevue-Park in Thun – als Corona-Hotspot angeprangert, treffe das manche Mitarbeitende persönlich. «Sie geben das Beste und fühlen sich durch solche Berichte angegriffen.» Da mache es schon Freude, wenn sich ein Bewohner die Mühe nehme, einen Leserbrief zu schreiben und die Angestellten in Schutz nehme.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Polymedikation: Grosse Unterschiede zwischen den Heimen

Rund 50’000 Menschen erhalten in den Schweizer Pflegeheimen mehr als 9 Wirkstoffe pro Woche.

image

Das Dahlia-Pflegeheim in Huttwil geht zu

Dahlia kürzt im Oberaargau ihr Pflegeangebot um 55 Plätze. Entlassungen sind aber nicht vorgesehen.

image

KSBL: Andres Heigl wird befördert

Er wird stellvertretender Chefarzt der Klinik Chirurgie & Viszeralchirurgie am Kantonsspital Baselland.

image

Zu Besuch bei Viktor-Gewinnerin Chantal Britt

Seit vier Jahren leidet die Präsidentin von Long-Covid-Schweiz unter postviralen Beschwerden. Was sie am meisten stört: Dass die Krankheit nicht ernsthaft erforscht wird.

image

Vier Davoser Gesundheitsbetriebe gründen Ausbildungsverbund

Damit sollen gemeinsame Standards entwickelt und die Pflegeausbildung HF attraktiver gemacht werden. Leitbetrieb ist die Spital Davos AG.

image

Auszeichnung für das «Bülacher Modell»

«Fix», «Flex» oder «Super Flex»: Das Arbeitszeitmodell des Spitals Bülach setzt auf entlöhnte Flexibilität. Dafür gewann es einen Preis.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.