Studie: Stress und Ärger können einen Herzinfarkt auslösen

Physische und psychische Anstrengungen erhöhen das Herzinfarkt-Risiko massiv. Dies zeigt eine internationale Studie bei 12'000 Patienten.

, 11. Oktober 2016 um 13:36
image
  • kardiologie
  • forschung
  • studie
«Physische Anstrengung und Ärger oder Stress sind Auslöser von Herzinfarkten, unabhängig von der geografischen Region, vom Geschlecht und der Altersklasse»: So lautet das Fazit der grössten je durchgeführten Studie zum Thema physischer und psychischer Stress als Auslöser von Herzinfarkten. Sie wurde im Fachjournal «Circulation» veröffentlicht. 
Die Forscher untersuchten Daten von über 12'000 Herzanfällen in 52 Ländern, welche in der «Interheart Study» festgehalten wurden. Die Patienten wurden gefragt, ob sie sich in der Stunde vor dem Anfall körperlich stark angestrengt, Stress oder Ärger gehabt hätten. Von Interesse war auch die gleiche Uhrzeit am Tag zuvor. 
Fast 14 Prozent gaben an, physisch extrem beansprucht gewesen zu sein. Ebenso viele gaben an, verärgert oder emotional aufgewühlt gewesen zu sein in der Stunde vor Beginn des Herzinfarkts. 

Risiko verdreifacht

Laut der Studie verdoppelt übermässige physische und psychische Beanspruchung das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. Es verdreifacht sich sogar, wenn beide Auslöser kombiniert auftreten. Der Umstand, ob jemand Diabetes oder hohen Blutdruck hatte oder Raucher war, hatte keinen Einfluss auf die Ergebnisse.
Die Forscher vermieden es, die Auslöser klar zu definieren. Wann genau wird der Stress gefährlich? Jeder Patient müsse für sich selber herausfinden, was extreme körperliche oder psychische Anstrengung bedeuteten, sagt Leadautor Andrew Smyth von der kanadischen McMaster University gegenüber der Agentur Reuters
Jedenfalls legt die Studie nahe, das Temperament im richtigen Moment zu zügeln. Und wenn es nicht möglich ist, den Ärger herunterzuschlucken, sich wenigstens nicht gleich noch in einen Marathon stürzen. 
Andrew Smyth, Martin O'Donnell, Pablo Lamelas, Koon Teo, Sumathy Rangarajan, Salim Yusuf: «Physical Activity and Anger or Emotional Upset as Trigger of Acute Myocardial Infarction» - in: «Circulation», 11. Oktober 2016
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

KI auf Abwegen: Wenn das Röntgenbild sagt, dass einer Bier trinkt

Künstliche Intelligenz birgt in der Medizin ein heikles Risiko: das «Shortcut Learning». Dabei liefern Algorithmen völlig akkurate Ergebnisse – die völlig falsch sind.

image

Roche macht sich bei seltenen Krankheiten rar

Der Basler Pharmakonzern richtet seine Forschung neu aus: Er will sich auf fünf grosse Therapiegebiete konzentrieren.

image

Studie: Tageszeit könnte Krebstherapie beeinflussen

Am frühen Morgen seien Krebsmedikamente besonders wirksam, am frühen Nachmittag weniger. Spitäler richten sich bislang nicht danach.

image

Je weniger Pflege-Fachleute, desto längere Spitalaufenthalte

Mit Team-Nursing können Spitäler viel Geld sparen. Doch eine US-Studie zeigt, dass die Patienten unter diesem Modell leiden.

image

Saxenda und Wegovy: Schweizer an der Spitze

Eine Studie der Uni Zürich zeigt: Schweizer nutzen die Abnehmspritze häufiger als Kanadier, Amerikaner und Deutsche.

image

SAMW: Diese KSBL-Ärztin ist ein Vorbild

Magdalena Filipowicz Sinnreich gewinnt den diesjährigen Stern-Gattiker-Preis.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.