SBK: «Bundesamt für Statistik liefert Munition für Fake News»

«Professional Nurses» oder «Associate Professional Nurses»? Der Streit zwischen dem Pflege-Berufsverband SBK und dem Bundesamt für Statistik (BFS) dreht sich weiter.

, 14. November 2017 um 10:10
image
  • pflege
  • personalmangel
Das Bundesamt für Statistik (BFS) meldet der Organisation OECD jeweils detaillierte Zahlen zum Pflegepersonal. «Diese Zahlen sind falsch», sagt der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK). Der Grund: Das BFS rechnet zu den rund 91‘000 diplomierten Pflegefachpersonen gut 50‘000 Pflegende hinzu. Diese verfügen dem SBK zufolge aber weder über ein HF-Pflegediplom noch über einen FH-Bachelor Pflege.
Würde das Bundesamt nur die Zahl der diplomierten Pflegefachkräfte melden – wie das Deutschland, Österreich, Irland, England, Italien oder Frankreich machen – käme man auf etwas über 11 Pflegefachpersonen pro 1'000 Einwohner – und nicht auf fast 18. Die Statistik suggeriert laut dem Berufsverband einen Überschuss an Pflegefachpersonal, der von Mitgliedern kritisiert und von der Presse angefragt wird. 

SBK geht an die Öffentlichkeit

Das BFS zeige sich leider absolut uneinsichtig und weigere sich, seine Berichterstattung zu verbessern, schreibt der SBK auf seiner Webseite. «Das Bundesamt für Statistik liefert Munition für Fake News», steht im Titel der Meldung. Dies, weil die Zahlen oft zitiert oder im politischen Gefecht angeführt werden. 
Der Berufsverband hat sich nun entschieden, mit dem Thema an die Öffentlichkeit zu gehen und unter anderem den Briefwechsel zwischen dem BFS und dem SBK zu publizieren (siehe unten). Ferner möchte der Verband den zuständigen Personen im Bundesamt den Unterschied zwischen einer diplomierten Pflegefachfrau und einer Fachfrau Gesundheit aufzeigen – anhand eines Praxisbesuches.

Definitionsfrage: Funktion oder Ausbildung?

Für das BFS ist der Kern des Problems die internationale Vergleichbarkeit, die Definitionen und die lnterpretation der Resultate. Die Differenzen in den Zahlen zur Pflegedichte haben laut dem Bundesamt für Statistik damit zu tun, dass die OECD eine umfassendere Definition von «nurses» verwendet.
Zu den «nurses» zählen nicht nur akademische Pflegefachpersonen (professional nurses), sondern auch nicht akademische Pflegefachkräfte (associate professional nurses). Entscheidend seien dabei primär die Funktionen der Pflegepersonen und nicht deren Ausbildung.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Sektionen des Pflegefach-Berufsverbands lösen sich auf

Mit etwas Wehmut nehmen die bisherigen regionalen Sektionen des Berufsverbands Abschied. Ab nächstem Jahr gibt es nur noch eine gesamtschweizerische Organisation.

image

Ein Blutstropfen Hoffnung bei Alzheimer

Neue Bluttests könnten die Alzheimer-Diagnostik revolutionieren – früher, einfacher, präziser. Sie eröffnen Chancen, das Gesundheitssystem zu entlasten und geben Patient:innen und Ärzt:innen neue Hoffnung.

image

BFS: Zahl privater Spitex-Anbieter erreicht Rekordwert

Die Zahl privater Spitex-Anbieter erreichte 2024 einen neuen Höchststand: 844 gewinnorientierte Unternehmen leisten immer mehr Pflegestunden, während gemeinnützige Organisationen Marktanteile verlieren.

image

Pflegeinitiative: Politik bremst bei der Umsetzung – erst Kosten, dann Gesetz

Die Beratungen über das neue Pflegegesetz gehen in eine neue Runde: Die zuständige Nationalrats-Kommission will genauer wissen, was das kostet. — «Unfassbar!», kommentiert dies der Personalverband SBK.

image

Krankenkassen fordern Vorgaben für psychiatrische Angehörigenpflege

Mit Qualitätsverträgen wollen die Krankenversicherungen die Grenze zwischen psychiatrischer Grundpflege und Alltags-Betreuung bestimmen.

image

Pflegeinitiative: SBK gegen Medienberichte

Zwei Milliarden jährlich für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege? Nach Meldungen über Milliardenkosten wegen der Pflege-Initiative warnt der Personalverband SBK vor einer verzerrten Debatte.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.