Neu kommt der Arzt per Knopfdruck auf Hausbesuch

Statt digitale Technologien wie Telemedizin, Wearables oder Videokonsultation anzubieten, setzt das Schweizer Medtech-Startup DocsVisit lieber auf Hausbesuche.

, 6. April 2018 um 04:00
image
  • praxis
  • ärzte
  • trends
Kaum ein Arzt geht in der Schweiz heute noch auf Hausbesuch. Doch genau das bietet die Plattform DocsVisit an: Mit wenigen Klicks lässt sich der Arzt nach Hause zum Patienten bestellen. «Wir möchten, dass sich unsere Patienten bei ihrem Arzttermin wohl fühlen und das geht am besten im gewohnten Umfeld», sagt Mitgründer Simon Hodel. 
Viele Krankheiten könnten Ärzte dank mobiler Diagnostik problemlos zu Hause bestimmen und behandeln. Patienten sollen so weniger ins Spital. Vor allem werde auf unnötige Abklärungen, Labor- und Röntgengeräte verzichtet – was Gesundheitskosten spare.

Ältere chronisch kranke Patienten im Fokus

Das Modell von DocsVisit umfasst alles, was ein Hausarzt in der Regel anbietet, sei dies nun chronisch oder akut. Einzig Notfallmedizin bietet die Firma nicht an. Chronisch kranke Patienten werden wenn immer möglich von ihrem eigenen Arzt besucht. Vor allem die zunehmend alternde Bevölkerung ist laut den Gründern darauf angewiesen, dass der Hausarzt wieder vermehrt nach Hause kommt. «Damit bleibt der mühsame und kostspielige Gang ins Spital oder zur Arztpraxis erspart», schreibt das Startup aus Brüttisellen.
Obwohl Termine auch telefonisch zu vereinbaren sind, dürften gerade ältere Patienten weniger auf Online-Portale setzen. Vielfach betreuten aber Gesundheitsmanager diese Patientengruppe: etwa Familienangehörige oder Bekannte. «So kann beispielsweise eine Tochter aus Luzern online einen Arzttermin für die Mutter aus Zürich buchen», erklärt Hodel auf Anfrage. Möglich sei zudem, dass Institutionen wie Pflege- und Altersheime oder die Spitex direkt online Termine für Ihre Bewohner abmachen.
image
Arztbesuch im gewohnten Umfeld statt Cybermedizin | Screenshot Docsvisit

Schweizweit Hausbesuche als Ziel

Aktuell ist das vor kurzem gegründete Unternehmen in den Regionen Zürich und Basel tätig – mit vier Ärzten und einer Ärztin. Bis Ende Jahr strebt die Firma die Erweiterung auf ländliche Gegenden an. DocsVisit hat sich zum Ziel gesetzt, schweizweit Hausbesuche durchzuführen.
Mit wenig Aufwand könnten neue Regionen dem Netzwerk beitreten. «Findet sich ein Arzt in anderen Kantonen wie zum Beispiel Uri oder Glarus, sind wir sofort bereit unser Modell auch in ländlichen Regionen zu tragen» sagt Simon Häfliger, Mitgründer und Arzt.

Flexibler Arbeitsplan für Job und Familie

Das neue Modell soll nicht nur den Patienten zu Gute kommen, sondern auch den dort tätigen Ärzten. Diese könnten Familie und Beruf gut vereinen, heisst es. Denn viele und gerade junge Hausärzte wünschten ein flexibles Arbeitsumfeld und Teilzeitpensen. Über die Plattform könnten die Mediziner grundsätzlich selbst steuern, wieviel und wann sie arbeiten. Dank einem Programm reise ferner jeder Arzt zu dem ihm nahegelegenen Patienten in der optimalen Reihenfolge. 
Mit diesem neuen Arbeitsmodell wollen die Gründer auch einen Beitrag zur Wiedereingliederung von Ärztinnen mit kleinen Kindern leisten. Und das Startup verspricht weniger Bürokratie: DocsVisit vereinfache die Administration soweit wie möglich, damit sich die Ärzte auf das Wohl der Patienten konzentrieren könnten.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Gefragter Aarauer Frauenarzt macht sich selbständig

25 Jahre lang war Dimitri Sarlos an der Frauenklinik des Kantonsspitals Aarau angestellt. Im Oktober eröffnet der Chefarzt eine eigene Praxis.

image

Berner Zeitungen verletzten Privatsphäre einer Ärztin

Ein Artikel in den Berner Medien enthielt zu viele Details über eine verurteilte Ärztin. Der Pressrat gab deshalb den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern (UPD) recht.

image

«Wenn Notfall-Praxen schliessen, wird es doppelt so teuer»

Ein Ex-Spitaldirektor warnt: Wenn die Kassen Notfall-Praxen keine Dringlichkeitspauschale mehr vergüten, wird es für alle sehr teuer.

image

EPD: Verschnaufpause für Ärztinnen und Ärzte

Die Anschlusspflicht für Ärztinnen und Ärzte ans EPD soll erst mit der grossen Revision eingeführt werden.

image

Freie Praxisflächen an bester Lage in Oensingen

Im Glasgebäude in Oensingen, das direkt an der Autobahn A1 liegt, steht gesamthaft eine Fläche von 2'346 Quadratmeter zur Verfügung. Sie eignet sich für vielfältige Nutzungen vor allem im Medizin- und Gesundheitsbereich: Zum Beispiel für Facharztpraxen, Fitnesscenter, Physiotherapie etc.

image

Kantonsspital Aarau eröffnet weiteres Praxiszentrum

Die neue «Walk-in-Praxis» in Lenzburg soll die regionale Grundversorgung stärken – und die Notfallstation des KSA entlasten.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.