Spitalvergleich: ANQ und Swissnoso setzen sich durch

Die Organisationen wehren sich entschlossener gegen die Verwendung ihrer Daten für Rankings. Jetzt musste eine Vergleichsplattform ein zweifelhafte Auswertung abschalten.

, 9. Juni 2017 um 08:00
image
  • spital
  • spitalvergleich
  • infektiologie
Lezte Woche veröffentlichte der Vergleichsdienst «Welches Spital» eine Karte und eine Auflistung der Infektionsraten nach Kantonen. Da las man etwa, dass Basel und Genf am besten abschneiden, während es in den Spitälern des Wallis und Obwalden relativ am meisten postoperative Infektionen gab. 
Die Datenbasis war in einigen Kantonen ohnehin schon sehr dünn, das war für jeden ersichtlich; nun aber melden die eigentlichen Datenlieferanten Fundamentalkritik an – das Infektions-Präventions-Zentrum Swissnoso und der Qualitätsverein ANQ.
Denn die Basis jenes Spitalvergleichs waren die post­operativen Wundinfektions­raten, welche Swissnoso für den ANQ seit 2009 errechnet.

«…sogenannte Analyse»

Man distanziere sich «entschieden von dieser sogenannten "Analyse"», kontern die Organisationen umgehend in einer gemeinsamen Mitteilung.
Das Rating von «Welches Spital» berücksichtige weder die Fallzahlen noch den Schweregrad der Infektionen. Zudem sei in einigen Kantonen nur ein einziges Spital, einmal sogar nur eine einzige isolierte Stichprobe beigezogen worden. 
Eine Woche danach reagierte «Welches Spital»: Der Kantonsvergleich wurde gelöscht. 

Hochrechnen unzulässig

ANQ und Swissnoso erinnern denn auch daran, dass die sich «die eigenen Messresultate nicht für Spital- und Klinikranglisten eignen»; darauf weise man ja seit Jahren schon hin.
Die einzelnen Messresultate spiegelten nur spezifische Qualitätsaspekte eines Spitals oder einer Klinik im Kontext der jeweiligen Messung: So lautet beispielsweise ein Argument. «Die Ergebnisse auf die Gesamtqualität einer Institution hochzurechnen oder mit einer entsprechenden Publikation bei Internetusern dieses Bild zu erwecken, ist unzulässig.»
Der ANQ beobachte die Spitalsuch- und Spitalvergleichsportale deshalb sorgfältig und missbillige eine nicht autorisierte oder unsachgemässe Verwendung seiner Messresultate durch Dritte. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Nicole Ritz neu im Vorstand der ESPID

Nicole Ritz, Chefärztin Pädiatrie am Luks, wurde in den Vorstands der European Society for Paediatric Infectious Diseases (ESPID) gewählt.

image

Sparprogramme reichen nicht: Das Spitaljahr im Check

Kooperationen, weniger Angebote, effizientere Abläufe, Schliessungen, Nullrunden bei den Löhnen: Die öffentlichen Akutspitäler haben viel getan, um die Finanznot zu bekämpfen. Fazit: So geht es trotzdem nicht weiter.

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

image

Eine Zusammenarbeit, vernetzt wie das Gefässsystem

Wie in den meisten anderen medizinischen Fachbereichen setzt das Spital Lachen auch in seinem Gefässzentrum auf eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sie garantiert den Patientinnen und Patienten eine professionelle und ganzheitliche Diagnostik, Behandlung und Nachbehandlung.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.