Erstmals geben Zahlen Aufschluss über die Stundenlöhne von Ärzten. In einer Analyse hat das Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie
(WIG) der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) die entsprechenden Daten aufbereitet. Denn nur auf der Basis der effektiv geleisteten Arbeitsstunden lasse sich sagen: Ist ein Unterschied im Jahreseinkommen auf einen höheren Stundenlohn oder auf ein höheres Arbeitsvolumen zurückzuführen?
Als Datengrundlage für die von der Ärzteverbindung FMH in Auftrag gegebene Studie dient die Schweizer Arbeitskräfteerhebung (Sake), eine vom Bundesamt für Statistik (BFS) durchgeführte Befragung unter 65'000 Personen. Diese enthält Informationen zum Beruf, zu den Löhnen und den tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden.
Im Vergleich mit anderen akademischen Berufsgruppen zeigt sich für die Jahre 2014 bis 2017 folgendes Bild:
Stundenlohn-Vergleich mit anderen Berufsgruppen (Median Brutto)*
- Zahnärzte: 73 Franken
- Anwälte und Richter: 69 Franken
- Ökonomen: 68 Franken
- Ärzte: 67 Franken
- Chemie- und Bergbauingenieure: 57 Franken
- Chemiker: 56 Franken
- Wirtschaftsprüfer, Finanzanalysten, Versicherungsmathematiker: 55 Franken
- Ingenieure Elektrotechnik/Elektronik, Telekommunikation: 55 Franken
- Universitäts- und Hochschullehrer: 54 Franken
- (Maschinen)bau, Wirtschaft- und Produktionsingenieure: 53 Franken
- Physiker und Astronomen, Geophysiker, Geologen: 49 Franken
- Architekten: 43 Franken
*Median: die Hälfte davon verdient mehr, die andere Hälfte weniger. Brutto: Stundenlöhne unter Berücksichtigung des tatsächlichen Arbeitsvolumens, der Sozialversicherungsbeiträge und des Erwerbsstatus.
Mediziner arbeiten überdurchschnittlich viel
Das relativ hohe Jahreseinkommen der Ärzte von 163'000 Franken im Vergleich zu den anderen Berufen erklären die Studienautoren um Beatrice Brunner von der ZHAW teilweise durch überdurchschnittliche Arbeitszeiten. So kommen Ärzte im Median auf eine wöchentliche Arbeitszeit von 45,2 Stunden, während Elektro-Ingenieure 41,2 arbeiten.
Weitere Erkenntnisse aus der Studie:
- Selbständig erwerbende Ärzte erzielen einen Medianlohn von 75 Franken pro Stunde. Das sind rund 20 Prozent mehr als angestellte Ärzte, die im Median 63 Franken pro Stunde verdienen.
- Über alle Altersklassen hinweg verdienen die Fachärzte im Schnitt mit 79 Franken pro Stunde gut 20 Prozent mehr als die Allgemeinmediziner mit 64 Franken Stundenlohn brutto. Auf das Jahr berechnet macht das 192'000 Franken für Fachärzte und 158'000 für Allgemeinmediziner.
- Die Löhne der Ärzte scheinen irgendwann ab Mitte 40 im Gegensatz zu Berufsgruppen wie Ökonomen oder Anwälten zu stagnieren. Nur bei den angestellten Ärzten ist eine Zunahme mit zunehmendem Alter erkennbar.
- Vor allem im ambulanten Sektor (Selbständigerwerbende und in der eigenen Firma angestellten Ärzte) bleiben die Löhne über das Erwerbsleben hinweg in etwa konstant. Im stationären Bereich hingegen ist mit zunehmender Erfahrung ein klares Lohnwachstum zu beobachten.
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