Wie gut und wie günstig ist ein Spital beim Einsetzen von Schulter-Prothesen? Das ist schwierig zu sagen. Doch die Genfer Privatklinik La Tour hat versucht, einen Massstab zu finden, welcher diese Frage beantwortet. Und zwar wollten die Klinik-Verantwortlichen nicht nur die Qualität und das Ergebnis der Behandlung bei der Beurteilung berücksichtigen, sondern – und das ist relativ neu für die Schweiz – auch der Preis dieser Behandlung.
Wert und Kosten gegeneinander abwägen
Aufgrund einer
Studie zu 116 Schulter-Operationen zwischen 2015 und 2019 haben die Klinik-Verantwortlichen einerseits den Mehrwert für die Patienten gemessen, und dann diesen Mehrwert andererseits ins Verhältnis gesetzt zu den Kosten der Behandlung. Mit dieser Messung will die Klinik nicht nur die Lebensqualität ihrer Patienten verbessern, sondern dies gleichzeitig zu möglichst tiefen Kosten machen. Value Based Health Care (VBHC) heisst dieses Vorgehen.
Ziel der Studie war es, einen objektiven Bewertungsmassstab festzusetzen. Mit einem solchen Massstab könnten sich Kliniken untereinander vergleichen. Die Verfasser der Studie haben deshalb selber ein solches Messinstrument für den Wert von Schulter-Operationen entwickelt. Das soll künftig den Vergleich mit Standardwerten ermöglichen.
Klinik La Tour schneidet gut ab
Doch wie schneidet nun die Klinik La Tour bei ihren Schulter-Operationen ab? Gut, lässt sich aus der Studie entnehmen. Oder im Detail: 78 Prozent der Patienten zogen aus der Operation mehr Nutzen als zu erwarten gewesen wäre. Handkehrum konnten 53 Prozent der Patienten mit weniger Kosten behandelt werden, als zu erwarten gewesen wäre.
Verrechnet man Nutzen und Kosten miteinander, ergibt dies einen «Gesamtwert» von 1,3. Das bedeutet, dass nicht nur die Lebensqualität der Patienten gesteigert werden konnte, sondern auch, dass dies zu einem verhältnismässig geringen Preis möglich war.
Nicht-Raucher profitieren mehr
Wichtige Erkenntnisse aus dem Vergleich waren auch, dass Nicht-Raucher stärker von einer Schulter-Prothese profitieren und dass die sogenannte anatomische Prothese besser abschneidet als die inverse Prothese.
Warum macht die Klinik das?
Doch warum investiert eine Privatklinik Geld in die Erforschung solcher Messwerte? «Einerseits weil wir neue Entwicklungen im medizinischen Bereich in die Behandlungen von unseren Patienten einfliessen lassen möchten», sagt Klinikdirektor Rodolphe Eurin, der selber an der Studie beteiligt war. Anderseits will die Privatklinik ihren zusatzversicherten Patienten zeigen, was für einen medizinischen Mehrwert ihre Behandlungen haben. Letztlich sollen die Neuerungen aber auch zum Standard für Allgemeinversicherte werden, wie Eurin betont.