Patientinnen und Patienten sind digitalen Neuerungen gegenüber viel aufgeschlossener als Ärzte und Ärztinnen. Das zeigt eine neue
Studie der FMH, des Berufsverbands der Schweizer Ärzteschaft.
So würden viele Patienten gerne online ihre Arzttermine vereinbaren oder Benachrichtigungen über Wartezeiten in der Praxis erhalten. Die Hälfte der Befragten würde sogar den direkten Arztkontakt mit einer digitalen Konsultation ersetzen. Ganz anders die Ärzte: Sie sehen viel weniger Nutzen in der Digitalisierung.
Hier herrscht Einigkeit
Nur in einigen Punkten sind sich Ärzte und Patienten einig. Beide Seiten halten wenig davon, dass Patienten ihre Gesundheitswerte selber messen und diese von der Arztpraxis überwacht und interpretiert werden. Und auch Apps zur Selbst-Triage sind wenig gefragt.
Verschlafen die Ärzte derzeit die Bedürfnisse der Patienten, fragt Philipp Luchsinger, Präsident der Haus- und Kinderärzte, in seinem Kommentar zur Studie. Nein, findet er. Er glaubt vielmehr, dass Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz einfach etwas vorsichtiger seien. 92 Prozent von ihnen sind nämlich der Meinung, dass die Digitalisierung neue Datenschutzprobleme schaffe. Er sagt auch, dass für viele Ärzte die Vorteile von digitalen Angeboten offenbar noch zu gering seien, als dass sich deren Anwendung lohnen würde.
Drei Tipps für Ärzte und Ärztinnen
Alfred Angerer, der sich an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) mit Management im Gesundheitswesen beschäftigt, hat drei Tipps für innovative Ärztinnen und Ärzte: Sie sollen erstens Experimente wagen und zum Beispiel einen Online-Kalender einführen. Zweitens sollen sie nicht nur Büroarbeiten digitalisieren, sondern auch Systeme zur Stützung ihrer Entscheide nutzen. Drittens müssten sie den Patienten den Nutzen von digitalen Angeboten besser aufzeigen. Dann steige auch die Zahlungsbereitschaft für solche Angebote.
Die Studie
Mit einer Online-Umfrage befragte die FMH rund 500 Ärztinnen und Ärzte sowie 2500 Einwohnerinnen und Einwohnern. Da es sich um eine Online-Umfrage handelt, sind die Befragten vermutlich offener gegenüber Digitalisierung eingestellt als die Durchschnittsbevölkerung.