Schweizer beurteilen ihre Spitäler massiv schlechter

Die Schweizer geben den hiesigen Spitälern plötzlich markant schlechtere Noten als in den Vorjahren. Ein «Sehr gut» gibt nur noch jede vierte befragte Person – statt wie im Vorjahr jede zweite.

, 8. Oktober 2019 um 13:10
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Die Schweizer Spitäler haben innert Jahresfrist massiv an ihrem guten Ruf eingebüsst. Das zeigt das sogenannte «Klinik-Barometer», eine Befragung, welche der Spitalverbands HPlus seit 2014 jedes Jahr durchführen lässt.
2018 beurteilte noch über die Hälfte der befragten Stimmberechtigten die Qualität der Schweizer Spitäler als sehr gut. Die hohe Qualität galt auch als Rechtfertigung für hohe Kosten.

Spitäler sind nur noch «eher gut»

Nun kommt abrupte Trendwende: Nur noch knapp jede vierte der 1200 befragten Personen erteilt den Schweizer Spitälern die Bestnote. 72 Prozent beurteilen die Spitäler nur als «eher gut». Beruhigend ist jedoch: Sehr schlecht oder schlecht finden nach wie vor nur zwei Prozent der Befragten die Spitäler.
Trotzdem: Auch ihren letzten Spitalaufenthalt beurteilen nur noch 20 Prozent der Befragten als «sehr positiv». Letztes Jahr waren es noch 30 Prozent. Die meisten haben den Aufenthalt aber zumindest «eher positiv» in Erinnerung.

Auch Glaubwürdigkeit hat gelitten

Nicht nur die Qualität der Spitäler hat in den Augen der Befragten abgenommen. Auch deren Glaubwürdigkeit hat gelitten: Spitäler und Kliniken erhalten nur noch 6,5 von 10 Punkten – statt wie im Vorjahr 7,1.
Die Ärzte mussten bei der Glaubwürdigkeit ebenfalls um eine halbe Note zurückstecken, obwohl sie glaubwürdiger sind als die Spitäler. Sie erhalten aber nur noch 7,2 Punkte. Das Vertrauen in sie dürfte trotzdem noch recht hoch sein. Immerhin glauben 88 Prozent der Befragten ihrer Ärztin oder ihrem Arzt, dass diese sie ins richtige Spital überweisen.

Spezial- und allgemeine Ärzte unter Spardruck

Könnten die Befragten das Geld im Gesundheitswesen selber verteilen, würden sie am ehesten bei den Spezialärztinnen und -ärzten in Praxen sowie bei den allgemeinen Ärztinnen und Ärzten sparen. Auch bei den psychiatrischen Kliniken würden sie mehr sparen. Dafür sähen sie mehr Geld für die Kinder- und die Altersmedizin sowie für die Regionalspitäler vor.
Überraschend ist die Entwicklung bei den Rehabilitationskliniken: In den beiden letzten Befragungen wollten die Teilnehmer diesen Kliniken weniger Geld zukommen lassen. Nun sollen sie eher etwas mehr erhalten.

Ja zu Regionalspitälern, aber ohne Vollangebot

Die Befragten bevorzugen nach wie vor zwar in jeder Region ein Spital oder eine Klinik, aber nicht zwingend ein Vollangebot. Grosse Einigkeit herrscht darüber, wie weit weg die nächste Notfall-Behandlung liegen darf. Die Hälfte wünscht, innerhalb einer Viertelstunde in eine medizinische Einrichtung zu gelangen, weitere 44 Prozent würden maximal eine halbe Stunde Anfahrtsweg akzeptieren.
Auch für mehrmals wöchentlich wiederkehrende ambulante Behandlungen und Geburten möchten die Befragten eine Einrichtung in der Nähe. Anders bei mehrwöchigen Spital-Behandlungen für eine Rehabilitation oder in der Psychiatrie. Dann würden sie auch weitere Strecken akzeptieren.

Für spezielle Operationen ist Reisezeit ziemlich unwichtig

Die weiteste Distanz akzeptieren die Befragten bei einem einmaligen chirurgischen, spezialisierten Eingriff: Nur 40 Prozent setzen hier die Grenze bei einer Stunde Reisezeit oder darunter an. Für 18 Prozent sind zwei Stunden, für weitere 16 Prozent sogar über zwei Stunden pro Strecke akzeptabel. 26 Prozent geben an, dass die Entfernung bei einem solchen Eingriff unwichtig ist.
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