Auch USZ-Chefarzt Rücker fällt negativ auf

Der Leiter der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie liess Patienten an seine Privatpraxis überweisen. Behandelt wurde von Spitalpersonal - die Einnahmen flossen auf sein Konto.

, 24. Mai 2020 um 06:15
image
  • universitätsspital zürich
  • chefarzt
  • spital
Das Zürcher Universitätsspital (USZ) steht schon wieder in den Schlagzeilen. Bereits zum dritten Mal innert weniger Wochen ist es ein Chefarzt, der negativ auffällt. Erst wurde publik, dass Gynäkologe Daniel Fink gemäss Arbeitsplänen an drei verschiedenen Orten gleichzeitig operierte, letzte Woche sorgte der Leiter der Herzchirurgie Francesco Masano für negative Neuigkeiten. Nun ist es USZ-Chefarzt Martin Rücker. Der Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie liess in den letzten Jahren Patienten, die sich um USZ meldeten, nach einer Erstversorgung an seine eigene Praxis weiterleiten, wie die «NZZ am Sonntag» gestützt auf Krankendaten der behandelten Patienten berichtet.

Kantonale Finanzkontrolle wurde stutzig

Behandelt wurden die Patienten in Rückers Privatpraxis von Assistenten, die vom USZ bezahlt werden (ebenso die Praxisräumlichkeiten). Kassiert hat aber Rücker.
Zwar haben USZ-Chefärzte vor rund dreissig Jahren vom Staat das Privileg erhalten, auch in privater Praxis tätig  zu sein. Dies unter strengen gesetzlichen Vorgaben. Doch gemäss den NZZaS-Recherchen hielt sich Rücker nicht an diese. Dazu machte er sich offenbar die Tatsache zu nutze, dass er auch das  Zentrum für Zahnmedizin der Universität Zürich leitet. Deshalb würden die gesetzlichen Vorschriften bezüglich Privatkliniken von USZ-Chefärzten nicht gelten, wird das Unispital im Artikel zitiert.
Gemäss NZZaS hat die zürcherische Finanzkontrolle den Fall im letzten Sommer überprüft. Offenbar seien Unstimmigkeiten zu Tage getreten. Die Universität Zürich bestätigt der Zeitung, dass man die aktuelle Regeln überarbeite, konkretisiere und deren konsequente Einhaltung sicherstelle. Auch das USZ analysiert die Situation und hat bereits erste Massnahmen vorgenommen.

Weitere Vorwürfe

Bei den an seine private Praxis weitergeleiteten Fälle ist ein Muster zu erkennen. Zum einen wurden ausgeschlagene Zähne behandelt. Die Behandlung und Nachbehandlung kosten rund 3000 Franken und werden meist von Assistenten durchgeführt. Bezahlt werden sie von den Unfallversicherungen.
Die anderen Fälle betrafen Neugeborene, die eine leicht asymmetrische Kopfform aufweisen. Therapiemittel: Ein Styroporhelm. Dieser muss angepasst werden. Auch hier wurde über Rückers Praxis abgerechnet. Und dies laut NZZaS auch an Tagen, an denen er gar nicht anwesend war.

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

image

Spital STS: Hohe Patientenzahlen bewahren nicht vor Verlust

Sowohl stationär als auch ambulant gab es bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland 2023 einen Zuwachs.

image

Spital Lachen bricht Neubau-Projekt ab

Nun soll saniert statt neu gebaut werden – aus finanziellen Gründen, aber auch wegen der Flexibilität.

image

Spitalzentrum Biel: Sehr rote Zahlen wegen Sonderabschreiber

Andererseits war 2023 ein Wachstumsjahr für die SZB-Gruppe, es gab einen Rekordwert bei den Patientenzahlen. Und die dynamische Entwicklung setze sich 2024 fort.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.