Rächt sich die Teilprivatisierung des Gesundheitssystems?

Spanien sparte in den vergangenen Jahren vor allem bei den Spitälern. Dies ist offenbar mit ein Grund, warum das Gesundheitssystem nun völlig am Anschlag ist.

, 26. März 2020 um 09:35
image
  • privatkliniken
  • spital
  • politik
  • spanien
  • coronavirus
Spanien ist hinter Italien und vor China derzeit das Land mit den meisten Covid-19-Todesfällen. Aktuell beträgt die Zahl der verstorbenen Infizierten landesweit über 4'350. Die spanische Tageszeitung «El País» schreibt, die Kürzungen, die nach der Finanzkrise von 2008 vollzogen wurden, hätten das Gesundheitssystem angesichts der Pandemie in die Knie gezwungen. Und weiter: «Die Epidemie zeigt die Stärken, aber auch die Schwächen unseres Gesundheitssystems».
In der Tat sparte die Regierung während der fast acht Jahre dauernden Rezession vor allem im Bildungssystem und bei den Spitälern. «Das rächt sich jetzt», kommentiert die «NZZ». Fakt ist: Von 2009 bis 2017 wurden die Budgetzuwendungen für das Gesundheitswesen um rund 15 Milliarden Euro gekürzt, 10'000 Ärztinnen und Ärzte verloren ihre Stelle, und Stellen von Medizinern, die in Pension gingen, wurden nicht wieder besetzt. 

Keine Leistungen bei Pandemien

Am schwersten, so die «NZZ», traf es damals die Region Madrid, in der schon vor über zehn Jahren Privatkliniken auf Kosten des öffentlichen Gesundheitssystems angelockt wurden. So sind heute von den 80 Spitälern in und um Madrid nur noch 30 staatlich. Der Rest befinde sich meist in den Händen von Investorengruppen oder wird von privaten Krankenversicherungen geleitet. 
Und dies führt zu einem weiteren Problem, schreibt die Zeitung weiter. Denn entsprechende Policen für Privatversicherte sehen keine Leistungen bei Epidemien oder Pandemien vor. Dies bedeutet, dass im Fall des Coronavirus alle Infizierten in Spanien das staatliche System in Anspruch nehmen. Die Spitäler überlaufen, und es stehen mitunter im Vergleich zu anderen Ländern wenig Intensivbetten zur Verfügung. Dies erklärt auch teilweise die vergleichsweise hohe Mortalitätsrate. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Gesundheitscampus statt zwei Kliniken: Hirslanden zentralisiert in der Ostschweiz

Die Klinik Stephanshorn in St. Gallen wird gestärkt, die Klinik Am Rosenberg in Heiden schliesst. Hirslanden will möglichst vielen Angestellte eine Anschlusslösung bieten.

image

Swiss Medical Network: Grösser und rentabler

Im letzten Jahr stieg der Umsatz der zweitgrössten Schweizer Klinikgruppe um knapp 6 Prozent.

image

Neue Präsidentin der Basler Privatspitäler-Vereinigung

Rebekka Hatzung vom Claraspital übernimmt das Amt von Adullam-Direktor Martin Birrer.

image

Zürich: Fliegender Wechsel im Amt für Gesundheit

Jörg Gruber folgt auf Peter Indra, der sich «neuen Aufgaben zuwenden» möchte.

image
Gastbeitrag von Andri Silberschmidt

Es braucht mehr Wettbewerb bei den Laboranalysen

Ärztetarife werden ausgehandelt – aber bei den medizinischen Labors legt der Staat die Preise fest. Warum? Und vor allem: Wie lange noch?

image

Spitalplanung: Zusätzlicher Druck auf die Kantone

Die Kantone sollen nicht nur die Spitallisten koordinieren – sie sollen auch die Leistungsaufträge aufeinander abstimmen und gemeinsam erteilen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.