Spanien ist hinter Italien und vor China derzeit das Land mit den meisten Covid-19-Todesfällen. Aktuell beträgt die Zahl der verstorbenen Infizierten
landesweit über 4'350. Die spanische Tageszeitung «El País» schreibt, die Kürzungen, die nach der Finanzkrise von 2008 vollzogen wurden, hätten das Gesundheitssystem angesichts der Pandemie in die Knie gezwungen. Und weiter: «Die Epidemie zeigt die Stärken, aber auch die Schwächen unseres Gesundheitssystems».
In der Tat sparte die Regierung während der fast acht Jahre dauernden Rezession vor allem im Bildungssystem und bei den Spitälern. «Das rächt sich jetzt»,
kommentiert die «NZZ». Fakt ist: Von 2009 bis 2017 wurden die Budgetzuwendungen für das Gesundheitswesen um rund 15 Milliarden Euro gekürzt, 10'000 Ärztinnen und Ärzte verloren ihre Stelle, und Stellen von Medizinern, die in Pension gingen, wurden nicht wieder besetzt.
Keine Leistungen bei Pandemien
Am schwersten, so die «NZZ», traf es damals die Region Madrid, in der schon vor über zehn Jahren Privatkliniken auf Kosten des öffentlichen Gesundheitssystems angelockt wurden. So sind heute von den 80 Spitälern in und um Madrid nur noch 30 staatlich. Der Rest befinde sich meist in den Händen von Investorengruppen oder wird von privaten Krankenversicherungen geleitet.
Und dies führt zu einem weiteren Problem, schreibt die Zeitung weiter. Denn entsprechende Policen für Privatversicherte sehen keine Leistungen bei Epidemien oder Pandemien vor. Dies bedeutet, dass im Fall des Coronavirus alle Infizierten in Spanien das staatliche System in Anspruch nehmen. Die Spitäler überlaufen, und es stehen mitunter im Vergleich zu anderen Ländern wenig Intensivbetten zur Verfügung. Dies erklärt auch teilweise die vergleichsweise hohe Mortalitätsrate.