Patientenakten: Wenn Transparenz Leben rettet

Das Projekt «OpenNotes» hat viele Vorteile. Einem Doktoranden half es sogar, seinen Hirntumor zu entdecken.

, 15. August 2016 um 11:00
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Wenn Patienten alle medizinischen Notizen lesen dürfen und Einblick in alle Befunde haben, verbessert sich offenbar die Arzt-Patienten-Beziehung. Dies besagte unlängst eine grosse über das so genannte «OpenNotes»-Projekt, das seit 2010 in den USA läuft. 
Dabei sehen die Patienten jeden Eintrag des Arztes, jede Notiz in ihrem Dossier. Sie haben immer Zugriff darauf. Und wenn der Arzt sonst – in ihrer Abwesenheit – etwas dazu einträgt, erhalten sie eine automatisierte Nachricht.
Die Auswertung der Daten ergab nun, dass die betroffenen Patienten denken, mehr Kontrolle auszuüben und aufgeklärter zu sein. Zudem nehmen sie ihre Medikamente regelmässiger ein (mehr dazu hier).
Doch damit nicht genug: Einem Ingenieurdoktoranden am Massachusetts Institute of Technology (MIT) half «OpenNotes» sogar, seinen eigenen Gehirntumor zu entdecken. Dies rettete ihm schliesslich das Leben, wie ein Beitrag der kalifornischen Singularity University jetzt zeigt.

Seltsamer Essig-Duft gerochen

Steven Keating, so sein Name, hatte sich 2007 in einem Forschungsprojekt auf dem MIT-Campus freiwillig diversen Gehirn-Scans unterzogen. Die Forscher entdeckten dabei eine Anomalie, aber beurteilten diese als unbedeutend.
Sieben Jahre später roch Keating gelegentlich einen seltsamen Essig-Duft. Der heute 27-Jährige ging die Daten aus dem Original-Scan in seinen «OpenNotes»-Einträgen noch einmal durch. Und siehe da: Die lokalisierte Anomalie in seinem Gehirn lag im olfaktorischen System – dem Geruchzentrum. 
Ein neuer Scan brachte einen Tumor ans Licht. Drei Wochen später wurde dieser in einer zehnstündigen Operation erfolgreich entfernt. «Ich wäre nie auf die Neurologen zugegangen, hätte ich nicht die Daten aus der Forschung gehabt», wird Keating im Beitrag zitiert.
In diesem Video erzählt Steven Keating und ein anderer Gehirntumorpatient ihre Geschichten:
Mehr: 
The man who dissected his OWN brain tumor. «Daily Mail»
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