«Parlament muss Vorlage durchwinken»

Nun müsse es schnell gehen, fordern die Pflegefachleute: Das Parlament soll die Ausbildungs-Milliarde ohne lange Diskussionen genehmigen.

, 25. Mai 2022 um 12:13
image
  • pflege
  • politik
  • pflegeinitiative
Der Bundesrat will mit dem ersten Schritt zur Umsetzung der Pflegeinitiative keine Zeit mehr verlieren: Er hat heute ein erstes Paket ohne weitere Vernehmlassung genehmigt. Die darin enthaltenen Massnahmen entsprechen dem ehemaligen indirekten Gegenvorschlag, den das Parlament bereits vor einem Jahr bewilligt hat.

Ein Milliarde für die Ausbildung

Der Inhalt: Einerseits soll die Pflege-Ausbildung während acht Jahren mit bis zu einer Milliarde Franken durch Bund und Kantone gefördert werden. Andererseits sollen Pflegefachpersonen bestimmte Leistungen direkt zulasten der Sozialversicherungen abrechnen können.
Das Parlament könne nun möglichst rasch mit der Beratung des Gesetzesentwurfs beginnen, so die Absicht des Bundesrats. Deutlicher formuliert es der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK): «Für den SBK ist klar, dass das Parlament dieses Paket mit der Ausbildungsoffensive und dem eigenverantwortlichen Bereich durchwinken muss», sagt SBK-Geschäftsführerin Yvonne Ribi gemäss einer Mitteilung.

Lange Diskussionen könnte Exodus beschleunigen

«Alles andere wäre angesichts der mehr als kritischen Lage auf dem Personalmarkt unverständlich.» Der SBK befürchtet, dass unnötige Diskussionen und Zeitverzögerungen den anhaltenden Exodus des Pflegepersonals noch befeuern würden.
Der SBK möchte zudem, dass die Kantone schon jetzt Sofortmassnahmen ergreifen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. So sollen sie den Spitälern und Heimen mehr Geld geben, damit diese zum Beispiel die Wochenarbeitszeiten für das Pflegepersonal bei gleichem Lohn reduzieren oder Zulagen für Nacht-, Wochenend- oder Feiertagsschichten erhöhen könnten.

Weitere Massnahmen folgen - aber erst später

Der Bundesrat will weitere Punkte zur Umsetzung der Pflegeinitiative in einer zweiten Etappe behandeln. Dazu gehören bessere Arbeitsbedingungen, die Möglichkeit der beruflichen Entwicklung und die angemessene Abgeltung der Pflegeleistungen. Voraussichtlich im Herbst wird der Bundesrat dazu erste Vorschläge diskutieren.
Ähnlich wie der SBK, nur etwas moderater formuliert, fordert auch der Bundesrat die Kantone und Betriebe zur Eigeninitiative auf. Sie sollen «im Rahmen ihrer Zuständigkeiten rasch Massnahmen umzusetzen.»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

USZ: Neuer Bereichsleiter der stationären Pflege

Oliver Röpke übernimmt Anfang Juni 2025 die Leitung der stationären Pflege am Universitätsspital Zürich.

image

Förderung der Pflegeausbildung: Ein Vergleich der Kantone

Die Pflegeinitiative ist beschlossen – und bei der Umsetzung regiert der Föderalismus. Eine neue Übersicht zeigt, wie sich die Beiträge zur Ausbildung kantonal unterscheiden.

image
Kommentar von Mattias Maurer und Marco Varkevisser

Vertragszwang lockern? Nur mit klaren Spielregeln.

Das Parlament will den Vertragszwang im KVG aufweichen. Ein Blick in die Niederlande zeigt: Ohne Regelung der Vergütung für vertragslose Anbieter bliebe die Reform wirkungslos.

image

Zürich: Fliegender Wechsel im Amt für Gesundheit

Jörg Gruber folgt auf Peter Indra, der sich «neuen Aufgaben zuwenden» möchte.

image

Pflege im Fokus: Zentralschweizer Spitäler starten Video-Kampagne

Die Spitäler der Zentralschweiz lancieren eine Video-Kampagne, in der Pflegende selbst Regie führen.

image
Gastbeitrag von Andri Silberschmidt

Es braucht mehr Wettbewerb bei den Laboranalysen

Ärztetarife werden ausgehandelt – aber bei den medizinischen Labors legt der Staat die Preise fest. Warum? Und vor allem: Wie lange noch?

Vom gleichen Autor

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.

image

«Hausarzt ist kein Beruf, den man subventionieren muss»

Ein Arzt macht vor, wie eine Berggemeinde zu medizinischer Versorgung kommt. Und er kritisiert Kollegen, die einfach ihre Praxis schliessen.

image

Medikamente: Diese fünf Irrtümer müssen alle kennen

Epinephrin statt Ephedrin? Solche Verwechslungen können tödliche Folgen haben. Gut zu wissen, wo die grössten Gefahren lauern.