Das Vorgehen tönt jedenfalls sehr seriös: Man nehme eine Auswahl von Operationen, aufgeteilt nach Fachbereichen, und erfasse das Problem statistisch, aufgeschlüsselt nach Stärke der Ausprägung.
Etwas unsauber ist in diesem Fall höchstens, dass die beteiligten Forscher sich nicht outen, weil sie vielleicht ein Problem mit den Probanden bekämen – handelt es sich doch um Nachwuchsmediziner, die Operateuren quasi über die Schulter schauten.
Mehr Punkte für Four-Letter-Words
Jedenfalls: Auf dem Jungärzte-Forum
«Faculty of Medicine» wurde eine Auswertung von 100 Plan-Eingriffen veröffentlicht – aufgeschlüsselt danach, wie oft der Chirurg fluchte und zu welchen Fluchwörtern er dabei griff. Die anonyme Beobachtung begann jeweils nach Einsetzen der Anästhesie.
Dabei wurden die Schimpfwörter klassifiziert, nämlich in Übersinnliches («Gott!», «Zum Teufel!», 1 Punkt), Körperausscheidungen (2 Punkte) und das, was man auf Englisch Four Letter Words nennt («f***», «b***ard», 3 Punkte).
Ein vielleicht erstaunliches Ergebnis: Entgegen einem gängigen Vorurteil wurde doch recht selten geflucht. Im Schnitt kam es alle 51,4 Minuten zu einem verbalen Ausbruch. Dabei allerdings verteilten sich die Fluch-Punkte recht ungleichmässig:
- Die Orthopädischen Chirurgen holten an einem durchschnittlichen 8-Stunden-Operationstag 16,5 Fluchpunkte. Und hier fiel alle 29 Minuten ein böses Wort.
- Die Allgemeinchirurgen folgten mit 10,6 Punkten,
- die Gynäkologen mit 10 Punkten, sowie, regelrecht abgeschlagen,
- die Urologen mit 3,1 Punkten.
Damit nicht genug: Wer im Bereich HNO tätig war, blieb sogar unter der 3-Punkte-Marke, was bedeutet, dass den durchschnittlichen Operateuren hier pro Eingriff höchstens mal ein «Herrgott nochmal!» über die Lippen rutschte.
Eine Frage der Dauer
Bleibt die Frage, wie sich die Unterschiede erklären. Die Autoren deuten die hohe Quote der Gynäkologen mit einem kleinen Sample in diesem Fachgebiet – so dass ein Ausreisser hier das Bild verfälscht haben könnte. Ansonsten sehen sie Korrelationen zwischen der Dauer von Operationen und dem Einsatz verbaler Deutlichkeiten – die orthopädischen Eingriffe dauerten im Schnitt auch am Längsten.
Eine Vermutung, die sich angesichts dieser Rangierung allerdings auch aufdrängt: Je minimalinvasiver, desto ruhiger geht es zu im OP. Eigentlich einleuchtend.