55 Mal Fehlalarm: Bericht einer Notfall-Pflegerin

Zuviele Bagatellen: In einem anonymen Facebook-Post berichtet eine Insiderin von der Überlastung auf einer deutschen Kinder-Notfallstation. Ihr Appell ans Publikum: Wer wartet, zählt zu den Glücklichen – merkt Euch das!

, 27. Juli 2016 um 10:25
image
  • pflege
  • notfall
  • spital
«Am Ende meines Dienstes habe ich 65 Patienten gesehen und versorgt, davon waren 10 Notfälle»: Dies das Fazit in einem bemerkenswerten Facebook-Eintrag. Eine Notfall-Pflegerin einer Kinderklinik in Deutschland schildert darin anonym ihren Alltag – und dabei insbesondere das Dauerproblem, dass Patienten auf den Notfall kommen, die dort einfach nicht hingehören.
Kommt Ihnen bekannt vor? Vielen anderen offenbar auch. Der Beitrag wurde inzwischen gegen tausend Mal geteilt und hundert Mal in Kommentaren belobigt – und angereichert von Pflege-Fachleuten, die ähnliche Erfahrungen schildern können. 
«In der Reihe sehe ich einen 10-jährigen kurzatmigen Jungen», so etwa eine Schilderung aus dem Bericht: «Ich ziehe ihn vor, unter bösen Blicken von anderen wartenden Eltern. Ich gehe mit ihm ins Behandlungszimmer und ermittle alle Werte. Eine schlechte Sättigung lässt mich handeln, er bekommt Sauerstoff. Da ich weiss, dass unsere Ärzte gerade einer Mutter vom Tod ihres Kindes erzählen, mache ich schon mal auf eigene Faust eine Blutentnahme, Inhalationen und suche ein Bett auf Station.

 


Hier können Sie das Thema diskutieren. Der Originalbeitrag wurde entfernt, der Bericht ist aber auf der Gruppe «Gesunde Knirpse» noch lesbar.  

Wieder draussen, fängt mich Mutter X wieder ein und wird laut, wie es denn sein kann, dass sie jetzt 2 Stunden warten, obwohl vorhin nur 2 Patienten vor ihr dran waren. Ich schaue ihr Kind an, es spielt fröhlich mit dem Handy, messe eine Temperatur von 38.3, Schmerzen werden verneint, und ich teile der Mutter mit, dass jetzt 3 Patienten noch vorher dran sind. Am liebsten würde ich in den Wartebereich rein rufen, dass drei Räume weiter unsere Ärzte gerade eine Stunde um ein Leben gekämpft haben, und die Mutter des Jungen würde wahrscheinlich jetzt alles dafür geben, mit nur einem schnupfenden Kind 3 Stunden hier zu warten. Am liebsten würde ich an die Wand schreiben: "Alle , die hier länger als 30 Minuten warten, können sich zu den Glücklichen zählen, denn ihr Kind ist kein Notfall"».
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Kinderspital-Direktor Georg Schäppi hat gekündigt

Nach fünf Jahren als CEO des Kinderspitals Zürich will Georg Schäppi eine andere Stelle antreten: Er übernimmt den Gesundheitsbereich bei der Kühne-Stiftung.

image

Spital Samedan gehört bald zum Kantonsspital Graubünden

Dadurch werden wohl einzelne Stellen neu ausgerichtet oder aufgehoben. Andererseits dürften in den medizinischen Bereichen rund 20 zusätzliche Stellen entstehen.

image

Frankreich: Quoten in der Pflege per Gesetz

Im Nachbarland soll eine Behörde nun festlegen, wieviel Pflegepersonal pro Krankenhauspatient nötig ist. Wie soll das gehen angesichts des Fachkräftemangels?

image

100 Millionen Franken? Danke, nicht nötig.

Der Kanton Graubünden plante einen Rettungsschirm für notleidende Spitäler und Gesundheits-Institutionen. Die Idee kam schlecht an.

image

LUKS Gruppe baut Verwaltungsrat um

Elsi Meier, Giatgen A. Spinas und Pauline de Vos verlassen das Gremium. Die Nachfolge-Suche hat bereits begonnen.

image

Spital Wallis: Neuer Chefarzt für Rehabilitation

Das Spitalzentrum des französischsprachigen Wallis ernennt einen neuen Chefarzt der Abteilung für muskuloskelettale Rehabilitation: Giulio Bertero.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.