Die Tendenz, dass man auch im Bagatellfall rascher den Notfall aufsucht, scheint sich auch letztes Jahr fortgesetzt zu haben. Einen ersten Hinweis geben Zahlen aus dem Raum Basel, die jetzt von der
«Schweiz am Sonntag» vermeldet wurden.
Danach verzeichnete das Universitätsspital Basel im vergangenen Jahr einen neuen Rekordandrang auf der Notfallstation: Es fanden sich 53'000 Patienten bei der Notfallaufnahme am Petersgraben ein – gut fünf Prozent mehr als 2015, das ebenfalls ein Spitzenjahr gewesen war.
Dieselbe Entwicklung meldet das Kantonsspital Baselland. 50'000 Patienten liessen sich in den drei KSBL-Häusern auf dem Bruderholz, in Laufen und in Liestal notfällmässig behandeln. In der Notfallaufnahme in Liestal wurde ein Plus von vier Prozent verzeichnet.
Fazit: Bessere Tarife für Hausärzte
45 Prozent der Notfall-Patienten seien «sogenannt leichtere Fälle» gewesen, resümierte Chefarzt des USB-Notfallzentrums, Roland Bingisser, in der «Schweiz am Sonntag». Es waren also Personen, die auch am nächsten Tag zum Hausarzt hätten gehen können.
Allerdings wollte Bingisser nicht von zunehmenden Bagatell-Fällen sprechen – damit unterstelle man den Patienten eine Schuld.
Sein Vorschlag: Einerseits sollten die Tarife für Hausärzte erhöht werden, die ausserhalb der Bürozeiten arbeiteten. Andererseits müssten die Schulen ihren Teil beitragen – etwa mit einem «Gesundheitsunterricht», wie man ihn in Skandinavien kennt. Dabei könnten schon die Kleinsten erfahren, wie sie mit Verletzungen und Krankheiten umzugehen hätten.