Nokia-Gesundheitschef: «Das ist hochgradig disruptiv»

Die einst starke Marke Nokia leuchtet nicht mehr so hell. Jetzt will der Telekom-Konzern mit Digital Health zurück zu den Konsumenten.

, 28. November 2016 um 11:44
image
  • e-health
  • trends
Bislang ist der finnische Konzern Nokia im Digital-Health-Geschäft nicht gross aufgefallen. Das soll sich ändern. Seit die Firma Withings Teil von Nokia ist, führt Cédric Hutchings das ganze digitale Gesundheitsgeschäft im Konzern
Im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» und «Bund» erklärte der Withings-Chef, in welche Richtung es gehen werde. Seit Sommer misst Withings die Pulswellen-Geschwindigkeit. «Das ist hochgradig disruptiv», sagte er. Kardiologen halten laut Hutchings diesen Wert für den besten Indikator für Herzgesundheit.

Pulswellen-Geschwindigkeit als tägliche Routine

Obwohl die Pulswellen-Geschwindigkeit in der Forschung gute Resultate erziele, sei dieser Wert immer noch ziemlich unbekannt. Das liege daran, dass man diesen Wert bis anhin nur mit teuren Geräten in einem Spital messen konnte. Das soll sich ändern: Nokia hat ein professionelles Messinstrument in ein Consumer-Produkt eingebaut.
So werde etwas, was zuvor nur im Spital möglich war, Teil der täglichen Routine, erklärte der Franzose. «So wird es weitergehen. Mit immer fortschrittlicheren Sensoren in sehr einfachen Geräten.» Das werde die Gesundheit revolutionieren, ist der Gesundheitschef von Nokia überzeugt. 
Das Ziel von Nokia Digital Health:
  • Menschen mehr Kontrolle über ihre Gesundheit zu geben
  • Verhältnis von Patienten und Ärzten verbessern
  • mit den gesammelten Daten die Gesundheitsforschung voranbringen

Das ist der wichtigste Fitnesstracker

Ferner erklärte Cédric Hutchings, was für ihn der wichtigste Fitnesstracker von allen ist: die Waage. Das sei der Grundstein, alle anderen Withings-Produkte bauen ihm zufolge darauf auf.
Auch für Diabetes will Nokia Produkte auf den Markt bringen. Sein Traumlösung wäre, dass man irgendwann auf die Waage steht und schon ist der Blutzucker gemessen. Die Idee dahinter sei, dass wir besser werden müssen, chronische Krankheiten früh zu erkennen. «Das ist der Schlüssel zur Gesundheitsrevolution».

Uhr mit Blutzuckersensor kommt

Cédric Hutchings rechnet darüber hinaus damit, dass in zwei bis drei Jahren eine Uhr auf den Markt kommt, die einen integrierten Blutzuckersensor beinhalten. «Entscheidend sind dabei aber auch regulatorische Fragen», sagte der Withings-Chef.
Gerade bei Geräten, die nicht medizinisch präzise Einzelwerte liefern und mehr Trends und Entwicklungen aufzeigen und einem so motivieren, in dringenden Fällen zum Arzt zu gehen, braucht es ihm zufolge neue Arten der Regulierung.

Heikles Thema: Datenschutz

Der Schutz der Daten steht bei Nokia-Withings sehr hoch auf der Prioritätenliste. «Wenn also jemand unsere Daten stehlen würde, hätte er einfach einen Datensatz voller Gesundheitsdaten, aber ohne Namen», sagte Cédric Hutchings. 
Lesen Sie hier das ganze Interview, wo der  Gesundheitschef von Nokia und Withings-Chef unter anderem über Datenschutz, Fitnesstracker und Akkulaufzeiten spricht. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Hospital-at-Home kommt ans linke Zürichseeufer

Ab sofort können Patienten am linken Zürichseeufer über das See-Spital Horgen, die Hospital at Home AG und die Spitex Horgen-Oberrieden zu Hause statt im Spital behandelt werden.

image

Diese 29 Erfindungen machen die Medizin smarter

Das US-Magazin «Time» kürte die wichtigsten Innovationen des Jahres aus dem Gesundheitswesen. Die Auswahl zeigt: Fortschritt in der Medizin bedeutet heute vor allem neue Schnittstellen zwischen Mensch, Maschine und Methode.

image

KSGR: Frauenklinik führt 4-Tage-Woche ein

Die Frauenklinik Fontana des Kantonsspitals Graubünden führt eine 4-Tage-Woche ein: 42 Stunden werden auf vier Tage verteilt, das Gehalt bleibt unverändert. Andere Spitäler sehen das Modell skeptisch.

image

Erstmals sind mehr Kinder über- als untergewichtig

Es gibt immer weniger Kinder, die unterernährt sind – dafür immer mehr, die zu viel essen. Auch in der Schweiz. Das zeigt der neuste Uno-Bericht.

image

Deutschland: Drogerieriese drängt in Gesundheitsvorsorge

Die Drogeriekette DM bietet neu auch Gesundheitsservices an. Der Konzern arbeitet mit professionellen Partnern – Fachärzte äussern Kritik.

image

«Im Gesundheitswesen braucht es Visionen statt Pflästerlipolitik»

Andreas Kistler über wirtschaftliche Zwänge, sinnentleerte administrative Aufgaben und die Entstehung von immer mehr Tätigkeiten, die keinen direkten Nutzen für Patienten stiften.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.